Irgendwann wird’s wohl auch auf dem Mont Blanc keinen Gletscher mehr geben. Für die Zeit danach haben Wissenschaftler jetzt vorgesorgt. Sie wollen das Gedächtnis des Eisriesen aufbewahren.

Für Klimaforscher sind Gletscher richtige Schatzkisten. Sie speichern Informationen über die Umwelt aus tausenden von Jahren. Um auch das Gletscher-Gedächtnis in den Alpen zu konservieren, haben Forscher jetzt Eiskerne aus dem Mont Blanc geholt. Mit Hilfe eines Hohlbohrers sind sie dabei 120 Meter tief in den Gletscher vorgestoßen und haben genauso lange Eiskerne herausgezogen.

Damit der Transport nicht so kompliziert wird, haben sie die langen Eiszylinder in Ein-Meter-Abschnitte zerstückelt. Die Proben lagern jetzt an einem sicheren Ort, wo der Kühlschrank nicht von selbst ausfallen kann: in einer Schneehöhle in der Antarktis bei minus 54 Grad.

"Bei dem Projekt geht's darum, dass man sagt: Wenn wir irgendwann neuere Analysemethoden haben, wo wir noch viel mehr aus den Proben lernen können, dann möchten wir noch Proben haben."
Frank Wilhelms, Gaziologe am Alfred-Wegener-Institut in Bremerhaven

Anhand der Eiskerne können Forscher dann in die Vergangenheit zurückblicken und Rückschlüsse über den Zustand der Umwelt finden, erklärt Frank Wilhelms vom Alfred-Wegener-Institut in Bremerhaven. Durch Schneefall bilden sich auf einem Gletscher immer neue Eisschichten. Dabei werden winzige Luftbläschen und Partikel eingeschlossen und konserviert.

Rückschlüsse bis zu 3000 Jahren

In den Eisschichten lassen sich unter anderem Luftverschmutzung und industrielle Aktivitäten in Europa nachvollziehen. Anhand von Eisproben konnten Wissenschaftler auch schon nachweisen, wie die Erderwärmung mit Treibhausgasen zusammenhängt.

Wie weit in die Vergangenheit geblickt werden kann, hängt vom Gletscher ab. In Polargebieten erlauben die Eiskerne Rückschlüsse von bis zu 3000 Jahren. In den Alpen ist die Zeit wegen der größeren Schneemenge kürzer - ein paar Jahrzehnte können durch den 120-Meter-Bohrkern etwa untersucht werden.

Um es erst gar nicht zum Verschwinden der Gletscher kommen zu lassen, versuchen viele Gemeinden in den Alpen das Abschmelzen zu verhindern. Dafür gibt es zwei Methoden. Zum einen kann der Schnee im Sommer mit einer Plastikplane abgedeckt werden. Dann gibt es noch die Möglichkeit, am Winterende Schnee auf den Gletscher draufzuschippen und das Schmelzen zu verlangsamen. Wissenschaftler halten die Methoden allerdings eher für fragwürdig.

"Forscher sagen: Gletscher wachsen oder schrumpfen, ein Gleichgewicht gibt es gar nicht."
DRadio-Wissen-Reporter Armin Himmelrath

Wenn Skigemeinden versuchen, Gletscher zu retten, geht es in erster Linie also um ihr Image als Urlaubsgebiet.

Shownotes
Klimaforschung
Mont-Blanc-Gletscher zieht in die Antarktis
vom 25. August 2016
Moderator: 
Ralph Günther
Gesprächspartner: 
Armin Himmelrath