Nebel gehört zum Herbst wie die bunten Blätter der Bäume. Doch Klimaforscher sagen, dass dieses dunstige Wetterphänomen immer seltener wird.
Seit 30 Jahren beobachten die Meteorologen in Deutschland, dass es weniger Nebel gibt. Otto Klemm ist Klimaforscher und Nebelexperte an der Universität Münster und hat Daten von Wetterstationen, -diensten, Flughäfen oder privaten Beobachtern gesammelt. Diese Daten gehen auf einen Zeitraum von 20 bis 30 Jahren zurück und dokumentieren teilweise im Stundentakt die Veränderungen des Wetters.
"Es ist sehr unterschiedlich, aber in Europa hat die Nebelhäufigkeit in den letzten 30 Jahren um die Hälfte abgenommen."
Das Phänomen des verschwindenden Nebels trete nicht nur in Europa, sondern weltweit auf. In Los Angeles, sagt Otto Klemm, habe es in den 50er Jahren noch rund 250 Nebeltage im Jahr gegeben. Heute seien es nur noch ungefähr 30. Das zeige, dass an ganz bestimmten Orten der Nebelrückgang sehr massiv sei.
Für den Nebelrückgang könnte der Klimawandel verantwortlich sein. Die Luft wird infolge des Klimawandels wärmer, speziell die Nächte sind wärmer, dadurch nimmt die Tendenz zur Nebelbildung ab, weil warme Luft mehr Feuchtigkeit bindet. Nebel entsteht dann, wenn die Luft abkühlt. Die kühlere Luft kann nicht so viel Wasserdampf enthalten, dadurch kondensiert der Wasserdampf aus und bildet Tropfen.
Weniger Nebel durch sauberere Luft
Ein weiterer Grund für das Schwinden des Nebels könnte auch sauberere Luft sein. In Europa gibt es mittlerweile weniger Kondensationskernpartikel in der Luft, an denen sich die Nebeltropfen bilden können. Dieses Phänomen tritt auch in China auf, erklärt Otto Klemm, obwohl dort die Luftverschmutzung noch weitaus größer ist als bei uns. Zwar habe die Wirtschaftstätigkeit stark zugenommen und infolgedessen auch die Luftverschmutzung, aber, so Otto Klemm, sei auch im selben Maße das Umweltbewusstsein gewachsen. Dieses Umweltbewusstsein entwickele sich heute in China weitaus schneller als es vor 50 oder 100 Jahren in Europa oder in den USA gewachsen sei.
"Hier im nordwestdeutschen Raum hat man in dieser Jahreszeit schon Nebellagen, die wird es auch immer geben."
Der Nebelschwund nütze den meisten Bedingungen auf der Erde, sagt Otto Klemm. Außer es handele sich um spezielle Öko-Systeme, die ihre Feuchtigkeit aus dem Nebel ziehen, wie zum Beispiel die kalifornischen Küstenmammutbäume, die die Trockenzeiten mit Nebeltröpfchen überbrücken, die sie über ihre Blätter aufnehmen. Der Rückgang bedeute aber nicht, dass der Nebel irgendwann komplett verschwunden sei. Da wo der Nebel sehr häufig sei und die Bedingungen günstig für die Entstehung von Nebel wie in den schottischen Highlands, werde Nebel auch immer auftreten.
Mehr über den Nebel:
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- Auswirkungen auf das Ökosystem: Nebel an der Küste Kaliforniens wird immer seltener | Julia Fruntke vom Institut für Wetter- und Klimakommunikation informiert auf wetterspiegel.de
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