Der Klimawandel ist zwar seit Jahrzehnten eine reale Bedrohung - trotzdem verändert sich in Politik und unserem Alltag nur langsam etwas. Das liegt vor allem daran, dass die Gefahr trotz allem nicht so richtig greifbar für uns ist. Das hat sich durch die Flutkatastrophe aber auch in Deutschland verändert. Verändert das auch unser Denken?
Der Klimawandel ist nicht erst seit der Flutkatastrophe akut, trotzdem scheint vielen Menschen das Ausmaß der Krise nun erst bewusst zu werden. Das ist nicht verwunderlich, meint die Neurowissenschaftlerin Maren Urner. Eine abstrakte oder übergeordnete Gefahr reicht für unser Gehirn nämlich oft nicht aus, um sie als gefährlich einzustufen - und uns dann zu Handlungen anzutreiben.
"Damit unser Gehirn auf Gefahren oder Veränderungen reagiert, müssen drei Bedingungen erfüllt sein: Die Gefahr muss uns örtlich, zeitlich und sozial stark betreffen."
Erst wenn Freunde, Familie oder wir selbst betroffen sind, die Gefahr in der Nähe und akut stattfindet, schaltet unser Gehirn in den Aktivitätsmodus und entscheidet tatsächlich einzuschreiten und etwas zu tun. Je nahbarer und vorstellbar also eine Bedrohung erscheint und vermittelt wird, desto ernster nehmen wir sie.
Weg vom Eisbären auf der Scholle
"Es ist insofern auch Aufgabe der Medien und der Kultur, diese übergeordnete Verbundenheit herzustellen, indem sie passende Bilder abbildet."
Klimawandel nicht erst durch Flut angekommen
Fakt ist aber, dass die Folgen des Klimawandels nicht auf einmal deutlich werden - sie sind es schon lange. Nur Oftmal eben nicht vor der eigenen Haustür oder an Menschen, die einem wichtig sind.
"Die Herausforderung bei einer komplexen Thematik wie der Klimakrise ist, sie nahbar und vorstellbar zu machen."
Ihre Hoffnung ist deshalb, dass die Warnzeichen der Flutkatastrophe ernstgenommen werden und auch in der Politik ankommt: Am Status quo festzuhalten, das reicht einfach nicht mehr aus.
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