Um 1900 haben Kolonialmächte viele Gebiete in Asien besetzt. In Teilen Chinas entsteht der "Verband für Gerechtigkeit und Harmonie", der sich gegen die Besatzer auflehnt. Als Boxeraufstand geht er in die Geschichte ein.

Anfang des 20. Jahrhunderts besetzen europäische Kolonialmächte und die USA in Asien viele Gebiete und machen sie zu Kolonien. Vor allem Küstenregionen und Hafenstädte nehmen sie in Besitz. So lassen sich internationale Seewege sichern, über die weltweit Waren in- oder exportiert werden können. Das Deutsche Kaiserreich hat sich in der Bucht von Kiautschou im Gelben Meer ein sogenanntes "Pachtgebiet" gesichert.

Alliierte Truppen in Peking 1901
© imago images | Artokoloro

Gegen die Besatzung von Teilen Chinas formiert sich im Frühjahr 1900 Widerstand. Die von Ausländern als "Boxer" bezeichneten Aufständischen nennen sich selbst "Verband für Gerechtigkeit und Harmonie". Sie kämpfen einerseits gegen die Besatzer. Andererseits sind ihnen aber auch christliche Missionen ein Dorn im Auge, weil die eine Sonderstellung für sich reklamieren und immer wieder mit Unterstützung ausländischer Konsulate bei lokalen Streitigkeiten intervenieren. Innenpolitisch sind die "Boxer" nicht unumstritten, da sie gegen die Konservativen am chinesischen Kaiserhof opponieren.

Widerstand gegen die internationalen Besatzer in China

Als am 20. Juni 1900 der deutsche Gesandte Clemens von Ketteler umgebracht wird und die Lage außer Kontrolle zu geraten droht, stellen sechs europäische Staaten sowie die USA und Japan ein Expeditionskorps für eine Intervention in China zusammen. Das deutsche Kontingent wird am 27. Juli 1900 in Bremerhaven mit markigen Worten des deutschen Kaisers verabschiedet: "Kommt ihr vor den Feind, so wird er geschlagen. Pardon wird nicht gegeben, Gefangene nicht gemacht. Wer euch in die Hände fällt, sei in eurer Hand … möge der Name Deutschlands in China in einer solchen Weise bekannt werden, dass niemals wieder ein Chinese es wagt, etwa einen Deutschen auch nur scheel anzusehen!"

Ihr hört in Eine Stunde History:

  • Der Berliner Historiker und Sinologe Klaus Mühlhahn beschreibt, wie der Widerstand gegen die Kolonialmächte in China zustande kam und welche Folgen das Scheitern des Aufstands für China hatte.
  • Eckard Michels ist Historiker an der University of London und erklärt, wie der China-Einsatz in Deutschland aufgenommen und diskutiert wurde.
  • ARD-Korrespondent Steffen Wurzel berichtet über den Stellenwert, den der Boxeraufstand heute noch in China hat.
  • Deutschlandfunk-Nova-Geschichtsexperte Matthias von Hellfeld beschreibt die Vormacht europäischer Kolonialmächte in Asien.
  • Deutschlandfunk-Nova-Reporter Felix Schledde erinnert an die "Hunnenrede", mit der Kaiser Wilhelm II. am 27. Juli 1900 deutsche Soldaten in den Kampf gegen die Boxer in China schickte.
Shownotes
Kolonialgeschichte
Der Boxeraufstand in China
vom 24. April 2020
Moderator: 
Makus Dichmann
Gesprächspartner: 
Matthias von Hellfeld, Deutschlandfunk Nova