Wer das Konzert einer Popgröße besuchen will, muss mit einem Ticketpreis zwischen 80 und 200 Euro rechnen. Seit Musiker kein Geld mehr mit dem Verkauf von Tonträgern einnehmen, müssen sie ihre Einnahmen über Konzerttickets erzielen.

Für ein Konzert von Beyoncé, Justin Timberlake, Ariana Grande oder Ed Sheeran müssen Fans inzwischen viel Geld investieren. Die Preisspanne liegt meist zwischen 70 bis 120 Euro. Ein über Jahrzehnte hinweg erfolgreicher Künstler wie Phil Collins kann für die Tickets seiner aktuellen Tour sogar über 200 Euro verlangen. Einige seiner Fans sind bereit, so viel zu bezahlen. 

"Das ist so die Vorstellung vom Musikmarkt der 'Goldenen Zeit' der 70er bis 90er Jahre, vor dem Internet. Da war es wirklich so: Das Hauptgeld wurde mit Tonträgern verdient und die Konzerte waren eigentlich Promotion, um möglichst viele Schallplatten oder CDs zu verkaufen."
Holger Schwetter, Gesellschaft für Musikwirtschaftsforschung

Seit es Musikstreaming-Dienste und Videoplattformen gibt, nehmen Musiker kaum noch Geld über den Verkauf von Tonträgern ein. Vor ein paar Jahrzehnten drehte sich in der Musikindustrie noch alles um die Veröffentlichung und den Verkauf von Platten und CDs. Konzerte dienten rein zu Promozwecken. Inzwischen hat sich dieses System umgekehrt. 

Künstler erhalten geschätzt ein Drittel

Musiker verdienen hauptsächlich an ihren Konzerteinnahmen. Sie sind allerdings nicht die Einzigen, viele andere verdienen mit daran: Konzertagenturen, das Management der Künstler, CD- und Plattenverlage und Tickethändler wie Eventim und Ticketmaster. Zwar gibt es keine offiziellen Zahlen, welchen Anteil von den Ticketpreisen die Künstler erhalten. Aber innerhalb der Musikbranche spricht man davon, dass ein Drittel der Einnahmen für die Eintrittskarten an die Musiker gehen, sagt Deutschlandfunk-Nova-Musikredakteur Christian Moster. 

BGH urteilte gegen Gebühr von Online-Tickethändler

Die Ticketanbieter im Netz schlagen offiziell 10 Prozent auf den Ticketpreis drauf. Online-Tickethändler sind manchmal aber auch so kreativ, dass sie sich gelegentlich extra Gebühren - zum Beispiel für das Ausdrucken eines Tickets am heimischen Computer - ausdenken. Zuletzt ist der Bundesgerichtshof gegen diese Art von Einnahmen mit einem Urteil vorgegangen

"Das ist ja auch eine Kritik an den hochpreisigen Konzerttickets: Wenn die Preise so stark steigen, dann bleibt im Portemonnaie der Verbraucher wenig übrig, um auch zu den Konzerten der weniger bekannten Bands zu kommen."
Holger Schwetter, Gesellschaft für Musikwirtschaftsforschung

Durch die hohen Preise müssen sich viele Konzertbesucher genauer überlegen, welchen Künstler sie unbedingt live erleben wollen und auf welchen Konzertbesuch sie verzichten können. Das wirkt sich stärker auf die unbekannteren Acts aus, die beispielsweise auf Festivals oft viel weniger einnehmen als die Headliner. Indie-Bands verlangen oft viel geringere Ticketpreise und haben relativ gesehen wohl auch ein viel geringeres Budget für die Promotion ihrer Konzerte. Deswegen wirken sich die hohen Ticketpreise der bekannten Popmusiker auch indirekt negativ auf ihre Einnahmen aus, stellt Holger Schwetter von der Gesellschaft für Musikwirtschaftsforschung fest. 

"Dieses Phänomen schlägt sich auch nieder bei den Gagen auf den großen Festivals, wo es oft so ist, dass die Headliner eine sehr hohe Gage verlangen können, während alle anderen ziemlich geringe Gagen bekommen.“
Holger Schwetter, Gesellschaft für Musikwirtschaftsforschung

Wir schenken euch Tickets

Wer Newcomer-Bands unterstützen möchte, ohne etwas für die Tickets zu bezahlen, sollte sich unsere Reihe "Deutschlandfunk Nova - Auf der Bühne" nicht entgehen lassen. 

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vom 14. Januar 2019
Moderatorin: 
Jenni Gärtner
Gesprächspartner: 
Christian Moster, Deutschlandfunk-Nova-Musikredakteur