Straffere Haut und ein schmaleres Gesicht: Die herzförmigen Gua-Sha-Steine aus Amethyst oder Quarz sollen wahre Wunder vollbringen. Das zeigen Vorher-Nachher-Fotos auf Social Media. Was an dem Kosmetik-Trend dran ist.

Die herzförmigen Gua-Sha-Steine aus Amtheyst, Quarz oder Jade kommen aus der traditionellen chinesischen Medizin. Dort wird die Methode schon lange eingesetzt. Traditionell ist das Ziel, Infektionen wie Erkältungen loszuwerden.

Gua heißt übersetzt Schaben und Sha steht für die Rötung, die dabei entsteht. Ursprünglich soll man sich deshalb mit einem Gegenstand, vor allem mit Löffeln oder Münzen, über die Haut gestrichen haben. Wissenschaftlich belegt ist das aber nicht.

"Gua-Sha-Steine können etwas bringen – aber nur für kurze Zeit"
Jana Niehof, Deutschlandfunk-Nova-Reporterin

Die Roller oder Steine, die überall auf Social Media auftauchen, adaptieren diese Methode. Sie werden vor allem im Gesicht als kosmetische Maßnahme genutzt – und sollen wahre Wunder vollbringen: Straffere Haut, ein schmaleres Gesicht, weniger Falten: All das versprechen Influencerinnen und Influencer.

Doch können Gua-Sha-Steine halten, was versprochen wird? "Ja, Gua-Sha-Steine können etwas bringen – aber nur für kurze Zeit", sagt Deutschlandfunk-Nova-Reporterin Jana Niehof. "Es ist aber nicht so, als wenn die langfristig ein Gesicht verändern können, so wie es diese zahlreichen Videos einem versprechen."

Lymphflüssigkeit nach außen streichen

Mit den Steinen durchs Gesicht zu streichen ist eine Art Lymphdrainage. Wir haben Lymphgefäße an unserem ganzen Körper, auch im Gesicht. In diesen Gefäßen sammelt sich Flüssigkeit – Lymphflüssigkeit.

"Im Prinzip soll es genauso wirken wie bei einer professionellen Lymphdrainage im Massagestudio oder vom Physiotherapeuten", erklärt Jana Niehof. Diese Flüssigkeit soll verteilt werden, indem der Stein von innen nach außen gestrichen wird.

Effekt von Gua-Sha-Steinen hält nicht lang

Das kann funktionieren, sagt die Hautärztin Yael Adler. "Wenn man zu Rosazia neigt – das ist diese Haut, die zu Schwellungen und Pickeln neigt, und auch wenn man unausgeschlafen ist und Wassereinlagerungen im Gesicht hat, dann kann man das schön von der Gesichtsmitte zu den Seiten ausstreichen."

Aber: Der Effekt hält nicht ewig. Nach ein paar Stunden ist die Wirkung wieder weg. Genauso ist es bei der Durchblutung. Denn der Stein regt zwar unsere Durchblutung im Gesicht an, dadurch wirkt es vielleicht kurz rosiger und frischer. Langanhaltend ist das aber nicht.

"Falten können wir uns natürlich nicht einfach aus dem Gesicht massieren."
Jana Niehof, Deutschlandfunk-Nova-Reporterin

An den vielen anderen Versprechen ist aber nichts dran, sagt Jana Niehof. "Falten können wir uns natürlich nicht einfach aus dem Gesicht massieren." Denn Falten und Hautalterung haben viel damit zu tun, dass Collagen, Elastin und Hyaluronsäure in der Haut fehlen. "Das wäre ja verrückt, wenn wir das durch Stein-Auflegen wieder zurückbekommen." Es gibt auch keinen Hinweis darauf, dass die Stoffe dadurch besser oder vermehrt gebildet werden.

Auch Giftstoffe gelangen so nicht aus der Haut und dem Körper. Und der Stein hilft auch nicht gegen Pickel und Unreinheiten, denn die haben gar nichts mit den Lymphgefäßen zu tun, sondern sind meist hormonell bedingt. „Und natürlich können wir uns auch kein neues Gesicht oder neue Gesichtskonturen zaubern“, ergänzt die Deutschlandfunk-Nova-Reporterin Jana Niehof.

Gua-Sha-Steine können Viren und Bakterien verteilen

Nicht zu unterschätzen könnte aber der Placebo- und Entspannungs-Effekt sein, den Gua-Sha-Steine haben. Die Gesichtsmassage mit den Steinen kann uns entspannen. "Man sollte nur wissen: Das ist keine Wunderwaffe. Einen Arztbesuch bei Hautkrankheiten oder bei Verspannungen spart man sich damit nicht", stellt Jana Niefhof klar.

Im Gegenteil: Die Gua-Sha-Steine können Bakterien oder Viren wie Herpes im Gesicht verteilen, warnt Hautärztin Yael Adler. Deshalb sollte man sie nur auf gesunder Haut nutzen und nicht zu fest streichen.

Shownotes
Kosmetik-Trend
Gua-Sha-Steine versprechen viel – und halten ein bisschen
vom 08. August 2024
Moderation: 
Till Haase, Sebastian Sonntag
Gesprächspartnerin: 
Jana Niehof, Deutschlandfunk-Nova-Reporterin