Oft wird empfohlen, dass Frauen regelmäßig ihre Brust abtasten, um Brustkrebs frühzeitig zu erkennen. Allerdings lassen sich manche Tumore gar nicht ertasten. Wie effektiv ist diese Methode also wirklich?
Brustkrebs zählt laut dem Robert Koch-Institut (RKI) zu den häufigsten Krebserkrankungen bei Frauen. Deshalb raten Fachleute, die Brüste regelmäßig abzutasten, um verdächtige Stellen zu entdecken. Studien zeigen jedoch auch: Allein durch das Selbstabtasten sterben nicht weniger Frauen an Brustkrebs. Und das, obwohl viele Frauen selbst häufig Brustkrebserkrankungen bei sich bemerken. Wie passt das zusammen?
Hürden beim Abtasten der Brust
"Das Problem ist: Tumore, die du selbst tasten kannst, sind schon recht groß", erklärt Deutschlandfunk-Nova-Reporterin Julia Demann. "Und wenn sie so groß sind, dann hat der Krebs vielleicht schon gestreut." Außerdem ist Tumor nicht gleich Tumor, sagt Tanja Schlaiß. Sie leitet das Brustkrebszentrum an der Uniklinik Würzburg und erläutert, dass sich einige Tumore beispielsweise sehr nah vor dem Brustmuskel befinden. Das erschwert die Früherkennung.
"Wenn sich ein Brustkrebs sehr nah vor dem Brustmuskel in der Tiefe der Brust befindet, kann es sein, dass wir das erst mal gar nicht erkennen."
In der Regel handelt es sich dabei um harte Veränderungen, die erst mit der Zeit größer werden. Zu differenzieren, ob es sich um einen gutartigen oder bösartigen Tumor handelt, ist für die Patientinnen jedoch sehr schwierig, so die Medizinerin.
Richtiger Zeitpunkt fürs Abtasten wichtig
Außerdem komme es darauf an, zu welchem Zeitpunkt Frauen ihre Brust abtasten und wie die Brust beschaffen ist. "Medizinische Fachgesellschaften empfehlen, in der Woche nach der Periode zu tasten, weil zu dieser Zeit im Zyklus nicht so viel Wasser im Brustgewebe ist und die Brust weicher ist", erklärt Julia Demann.
Schwierig wird es jedoch, wenn Frauen sehr dichtes Drüsengewebe haben. "Da ist sowieso alles knotig. Und um das von anderen Knoten unterscheiden zu können, muss ich meine Brust schon gut kennen, und das bedeutet auch: Tasten allein bringt nichts", so unserer Reporterin. Deshalb sei es wichtig, die Brust auch richtig anzuschauen.“
"Ich muss meine Brust auch angucken. Und das natürlich regelmäßig, um zu sehen: Verändert sich da was?"
Häufig Fehlalarm bei jungen Frauen
Jüngere Frauen haben ein geringeres Risiko, an Brustkrebs zu erkranken. Zwar bekommt statistisch gesehen jede 8. Frau im Laufe ihres Lebens Brustkrebs, aber das betrifft vor allem ältere Frauen über 50 oder 60. Bei den unter 35-Jährigen sind lediglich ein Prozent der Frauen betroffen. "Deshalb ist das, was junge Frauen in ihrer Brust bemerken, wenn sie sich regelmäßig abtasten, oft ein Fehlalarm", so Julia Demann.
Für Tanja Schlaiß ist es trotzdem wichtig, dass Frauen ihre Brust überhaupt abtasten: "Ich denke schon, dass es eine gute Möglichkeit ist, das Bewusstsein zu steigern, indem man die Brust betrachtet, untersucht und regelmäßig ein Gefühl für den eigenen Körper bekommt." Das alleine reiche jedoch nicht.
"Man muss bedenken, dass das Abtasten keine alleinige Maßnahme für die Brustkrebsfrüherkennung darstellen sollte"
Wichtig: Auch, wenn Brustkrebs bei jungen Frauen sehr selten vorkommt – lieber direkt zum Frauenarzt oder zur Frauenärztin gehen, wenn man sich Sorgen macht oder etwas Komisches bemerkt.
