Die Schufa sagt, sie will mithilfe der App der Tochterfirma Bonify für mehr Transparenz sorgen und Verbaucher*innen mehr Kontrolle über deren Bonität ermöglichen. Datenschützer sehen die App allerdings kritisch.

Wenn wir einen Handyvertrag abschließen, eine Wohnung mieten oder einen Laptop auf Raten kaufen wollen, wird in der Regel unsere Kreditwürdigkeit abgefragt. Somit spielt der Schufa-Score für fast jeden von uns eine Rolle.

"Es gibt noch andere Auskunfteien außer der Schufa, aber die Schufa ist der Platzhirsch. Sie ist keine Behörde, sondern ein Privatunternehmen, das mehrheitlich in Besitz von Banken ist."
Nicolas Lieven, Wirtschaftsjournalist

Denn dieser sogenannte Basis-Score gibt Auskunft darüber, wie wahrscheinlich es ist, dass wir unsere Rechnungen begleichen können. Und wenn dieser Score einmal schlecht ist, so hängt einem das unter Umständen noch Jahre nach, sagt der Wirtschaftsjournalist Nicolas Lieven.

Wie die Schufa, die Schutzgemeinschaft für allgemeine Kreditsicherung, diesen Score und damit unsere Kreditwürdigkeit berechnet, legt sie Verbraucherinnen und Verbrauchern gegenüber nicht offen. Denn dadurch könnte der Score manipuliert werden, sagt die Schufa dazu.

Die Schufa verfügt über Daten von circa 70 Millionen Menschen

Die Schufa ist ein privatwirtschaftliches Unternehmen, das über rund eine Milliarde Datensätzen von circa 70 Millionen Menschen verfügt, erklärt Nicolas Lieven. Darauf beruht die Macht des Unternehmens.

Mit diesen Daten kann sie rund 10.000 Vertragspartnern bei berechtigtem Interesse eine Einschätzung zu unserer Bonität liefern. Zu diesen Vertragspartnern zählen unter anderem Banken, Sparkassen, Versandhändler und Energieversorger.

Schufa-Score: Abfrage digital und mehrfach kostenlos möglich

Bisher konnten Verbraucherinnen den eigenen Schufa-Score einmal im Jahr kostenlos abfragen. Die zweite Abfrage kostet dann allerdings schon etwas. Das soll sich künftig mit der App der Schufa-Tochter Bonify ändern.

"Der Score entscheidet letztendlich maßgeblich mit, ob du einen Kredit bekommen, in den Urlaub fahren oder neue Strom- oder Gasverträge abschließen kannst. Gerade wenn der Score schlecht ist, hängt dir das unter Umständen noch Jahre nach."
Nicolas Lieven, Wirtschaftsjournalist

Datenschützer betrachten den Abruf von Schufa-Scores über die Bonify-App kritisch. Zum einen, weil wir uns für unsere Nachfrage bei der App anmelden müssen: mit einem Personalausweis, einem Aufenthaltstitel oder unseren Kontodaten. Darüber fordert die App dann unsere Erlaubnis ein, mindestens 90 Tage auf unsere Finanzdaten zuzugreifen zu können. Und das bedeutet, dass wir alles offenlegen: Einkünfte, Mietkosten und vieles mehr.

"Es wird einem unter der Headline verkauft: "Wir helfen dir dann, deinen Score zu verbessern". Aber ich sage, das ist ein absolutes No-Go. Also: Score-Abfrage – ja. Den Einblick ins Konto – never."
Nicolas Lieven, Wirtschaftsjournalist

Nach Nicolas Lievens Einschätzung ist der Wunsch, dass wir Einblicke in unsere Konten gewähren, ein absolutes No-Go, denn damit geben wir viel zu viele Informationen über unser Leben preis. Dass dieses Vorgehen sehr interessengeleitet sein könnte, macht Nicolas Lieven auch daran fest, dass die Schufa-Tochter Bonify eine Plattform sei, die Kredite und Finanzprodukte vermittelt.

Es erscheint zumindest nicht abwegig, dass es dadurch möglicherweise im Interesse des Unternehmens liegt, Daten darüber zu erhalten, die einen Hinweis darüber geben, welche Nutzer der App möglicherweise einen Kredit benötigen.

Das Fazit des Wirtschaftsjournalisten lautet demzufolge: Die Möglichkeit, den Schufa-Basis-Score digital und kostenlos abzufragen, hält er für eine gute Option.

Fehlerhafte Daten können den Score verschlechtern

Auch weil uns der Score Auskunft darüber gibt, ob beispielsweise ein Fehler in unseren Daten vorliegt, der unseren Score verschlechtert. Schon ein Adressfehler kann dafür ausreichen. Das lässt sich aber auch beheben, erklärt der Finanzjournalist, weil die Verbraucher*innen einen Anspruch darauf haben, dass nachweislich falsche Daten korrigiert werden.

Was ist ein guter Schufa-Score?

Einen Score von 100 Prozent gibt es realistischerweise nicht, weil es immer einen Grund dafür geben kann, dass man nicht in der Lage ist, einen Kredit zurückzuzahlen.

Ein sehr guter Schufa-Score

Wer einen Basis-Score von 97,5 Prozent und mehr hat, kann sich glücklich schätzen, denn das ist ein sehr guter Score. Für die Banken bedeutet das, dass sie ein sehr geringes Risiko eingehen, weil die Bonität sehr hoch liegt.

Ein guter Schufa-Score

Ein Schufa-Score ab 95 Prozent und aufwärts zählt als ein guter Score. Auch damit sollten den Verbraucherinnen und Verbrauchern Käufe, Kredite und ähnliches gewährt werden.

Ein zufriedenstellender Schufa-Score

Wer einen Score von 90 Prozent und darüber nachweisen kann, der hat noch einen zufriedenstellenden Score. Das liegt daran, dass die Wahrscheinlichkeit, dass ein Konsument Rechnungen nicht begleichen kann, als zehnmal so hoch gewertet wird wie bei einem 99-prozentigen Score, erklärt der Wirtschaftsjournalist.

Ein nicht so guter Schufa-Score

Etwas schlechter sieht es aus, wenn wir einen Score von 85 Prozent haben. Ein derart hohes Risiko lassen sich die Banken dann bezahlen, sagt der Wirtschaftsjournalist. Das bedeutet, dass wir entweder einen sehr hohen Zins für einen Kredit zahlen müssen, oder dass das entsprechende Kreditinstitut sich nicht darauf einlässt, uns überhaupt einen Kredit zu gewähren.

Shownotes
Kreditwürdigkeit
Schufa-Score: Mit der App ab sofort digital und kostenlos
vom 22. Juli 2023
Moderation: 
Ralph Günther
Gesprächspartner: 
Nicolas Lieven, Wirtschaftsjournalist