Der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine ist auf verschiedene Weisen zerstörerisch. Menschen werden getötet, Städte zerbombt. Auch Kulturgüter sind in Gefahr. Einzelne Kunstwerke wurden nach Paris transportiert, um sie zu schützen. Ebenso werden digitale Güter gerettet.

Der anhaltende Krieg in der Ukraine macht auch vor Museen nicht halt. Bomben fallen und Stromausfälle machen es schwer, die Lager- und Ausstellungsräume so zu temperieren, dass die Kunstwerke geschützt sind. Auch sind Menschen vor Ort nötig, die sich um ihren Erhalt kümmern.

Um einen Teil der Kunstwerke zu retten, wurden nun 16 byzantinische Ikonen aus dem Kiewer Bohdan und Varvara Khanenko Museum nach Paris in den Louvre gebracht. Es sind symbolträchtige Kunstwerke, erklärt unser Reporter Justus Wolters. Im Khanenko Museum finden sich Werke aus der Zeit der Antike und dem Alten Ägypten bis hin zu westeuropäischer Kunst.

Rettung der Kunstwerke aufwendig

Der Transport war aufwendig und eine logistische Herausforderung, berichtet Justus. So müssen die Transportwagen etwa die passende Temperatur halten können. Außerdem dürfen die Werke während der Fahrt nicht zu sehr durchgerüttelt werden. Und: Sie müssen vor Angriffen geschützt werden. Der Transport wurde deshalb militärisch begleitet.

"Der Transport der Kulturgüter ist eine logistische Herausforderung. Er wurde auch militärisch begleitet."
Justus Wolters, Deutschlandfunk-Nova-Reporter

Der Rettungsaktion vorausgegangen waren verschiedene Treffen. Unter anderem besuchte Frankreichs Kulturministerin Rima Abdul Malak im Februar 2023 Kiew. Dabei schaute sie sich auch die Werke im Khanenko Museum an. Das Aufmacherfoto des Artikels zeigt sie bei ihrem Besuch.

Im Louvre werden bald einige der Kunstwerke ausgestellt. Am 14. Juni soll es soweit sein. "Fünf Stück werden in die Ausstellung gehen", sagt unser Reporte, "der Rest kommt in Depots." Damit werden zwar nicht alle Werke gezeigt, aber eben alle geschützt.

Neben den Kulturschätzen, die im Louvre für den Übergang ein Zuhause finden, gibt es auch viele digitale Kunstwerke. Außerdem werden Sammlungen teils digitalisiert und es entstehen wichtige Datensammlungen. Auch die sind in Gefahr, erklärt unser Reporter.

Auch immaterielle Kunst wird geschützt

Sebastian Majstorovic hat schon wenige Wochen nach Beginn des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine begonnen, Daten und digitale Kulturgüter zu retten. Also immaterielle Werke. Der Historiker und IT-Experte hat die Organisation Saving Ukrainian Cultural Heritage Online (SUCHO) mitgegründet.

Zu diesen Gütern gehörten Drucke oder auch Kollektionen von Volksmusik. Ebenso Schnittmuster für ukrainische Trachten und vieles mehr, erzählte Sebastian Majstorovic im Deutschlandfunk. Die Gefahr bestehe nicht allein darin, dass Daten von Servern geraubt werden, sondern auch die Datenträger selbst, also Festplatten oder Laptops.

"Es gibt auch das Szenario, dass Laptops oder Festplatten aus den Institutionen geplündert werden."
Sebastian Majstorovic, Saving Ukrainian Cultural Heritage Online, im Gespräch mit dem Deutschlandfunk

Seit einem Jahr sichern Sebastian Majstorovic und andere nun Daten. Diese bekommen sie über die Webseiten der Museen, von Bibliotheken und anderen Institutionen. Mittlerweile wurden über 5.000 Webseiten gesichert, erzählt Justus Wolters.

Heimkehr der Kunstwerke schon geregelt

Die Kunstwerke, die bald im Louvre zu sehen sind beziehungsweise aufbewahrt werden, sollen nach Kriegsende zurück in die Ukraine transportiert werden. Auch die Rückgabe der digitalen Kunst sowie der Datensammlungen ist geregelt.

Die Organisation Sucho stimmt sich eng mit den Kulturverantwortlichen in der Ukraine ab. "Es sind ihre Daten", sagt Sebastian Majstorovic. Er und seine Kolleg*innen verstehen sich als Treuhänder*innen.

"Wir haben von Anfang an gesagt: Wir würden nichts lieber tun, als diese Sicherungen, die sie ja nur sind, sofort zu löschen."
Sebastian Majstorovic, Saving Ukrainian Cultural Heritage Online, im Gespräch mit dem Deutschlandfunk

Sobald der Krieg vorüber ist und die Verantwortlichen in der Ukraine es wünschen, wird der Löschbutton gedrückt, erklärt unser Reporter.

Shownotes
Krieg in der Ukraine
Wie (digitale) Kunstwerke aus der Ukraine gerettet werden
vom 13. Juni 2023
Moderator: 
Till Haase
Gesprächspartner: 
Justus Wolters, Deutschlandfunk Nova