Es ist ein lukrativer Job - wer in Brasilien als professioneller Weihnachtsmann arbeitet, kann richtig Geld verdienen. Doch die Wirtschaftskrise geht auch an den temporären Bartträgern nicht spurlos vorüber.
Weihnachtsmann sein - das ist ein krisenfester Job. Sollte man meinen. Die Wirtschaftskrise in Brasilien trifft jetzt allerdings auch Santa Claus. Und woran merkt man das? Klar: Daran, dass die brasilianischen Weihnachtsmann-Schulen weniger Zulauf haben. Die Wirtschaftskrise macht den Weihnachtsmännern in Brasilien zu schaffen - also denen, die in der Vorweihnachtszeit eigentlich davon leben, dass sie als Weihnachtsmänner auf Firmenfeiern oder in Shoppingcentern ihr Ho Ho Ho schmettern. Dieses Jahr gibt es offensichtlich weniger Interesse, weniger Aufträge und weniger Kandidaten, die in die Weihnachtsmann-Schule nach Rio kommen, um sich dort weihnachtsgerecht ausbilden zu lassen.
Unsere Kollegin Anne Herrberg hat in einer krisengeschüttelten Weihnachtsmann-Schule vorbeigeschaut. Denn es reicht nicht, einfach einen roten Mantel überzuziehen und Ho Ho Ho zu rufen. Auf dem Stundenplan stehen
- Weihnachtslieder,
- Mimikkurse,
- Kurse in Körperhaltung
- Schminken
- die Wahl des richtigen Kostüms.
"Auf der einen Seite suchen die Leute einen Nebenjob und sehen den Job als Weihnachtsmann als Chance. Und auf anderen Seite stehen die Unternehmen, die sagen: Wir fahren jetzt die Kosten zurück."
Wozu der Aufwand? Die Klientel ist sehr anspruchsvoll, sagt Anne Herrberg. Denn brasilianische Kinder sind nicht begeistert, wenn dem Weihnachtsmann bei der Bescherung der Wattebart abfällt. Die Kurse starten im Oktober und angefangen hat alles ganz klein: vor 22 Jahren hat die Schule ein Theaterschauspieler und -produzent gegründet, zunächst im eigenen Keller - heute im Seminarraum.
Und gerade in diesem Jahr ist Nachfrage explodiert, sagt Anne Herrberg. 400 Anmeldungen gab es. Dazu muss man wissen: Die Ausbildung ist gratis - Geld verdient die Schule damit, dass sie ihre Weihnachtsmänner vermittelt - an Unternehmen, Krankenhäuser oder Shoppingcenter. Und hier gibt ein Problem: Brasilien steckt mitten in einer Wirtschaftskrise und sich viele Shoppingcenter können sich das Weihnachtsbrimbamborium nicht mehr leisten. Auf der anderen Seite suchen viele Brasilianer einen Nebenjob und haben dabei auf eine Karriere als Weihnachtsmann gesetzt.
Mehr Bewerber, weniger Jobs
Bislang beschäftigten große Shoppingcenter in Rio de Janeiro 40 Tage lang einen Weihnachtsmann, der dabei bis zu 15.000 Real - rund 3500 Euro - verdienen konnte. Das ist 20 Mal so viel wie der brasilianische Mindestlohn. In Krisenzeit wird der Weihnachtsmann allerdings seltener bestellt und auch versucht, den Preis zu drücken. Und das auch durchaus mit Erfolg, weil der Weihnachtsmarkt so umkämpft ist.