Eine künstliche Intelligenz hat eine Verschlüsselung entwickelt, die für uns Menschen kaum mehr zu knacken ist. Übernehmen Maschinen jetzt bald die Macht? Oder ist alles gar nicht so schlimm?

Wer Angst davor hat, dass die Maschinen uns Menschen bald kontrollieren, der landet früher oder später bei der Googletochter Deepmind. Deepmind hat in diesem Jahr unter anderem IT-Geschichte geschrieben, als es die weltbesten Go-Spieler schlagen konnte. Diesen Sieg im asiatischen Brettspiel hatten Experten nicht erwartet. In großen Etappen macht die Künstliche Intelligenz derzeit Fortschritte. Neuester Durchbruch: Ein Verschlüsselungssystem, das vom Computer selbst entwickelt wurde.

Dafür hat Google drei Künstliche-Intelligenz-Systeme so programmiert, dass sie vollautomatisch ein System zur Verschlüsselung programmieren. Und das hat so gut geklappt, dass die Google-Ingenieure am Ende die Verschlüsselung nicht mehr nachvollziehen konnten.

KI hat sich selbstständig gemacht

Es gab drei Systeme von KI - mit den Namen Alice, Bob und Eve. Und die wurden angewiesen, sich untereinander Nachrichten zu schicken, die das dritte System abfangen und mitlesen sollte. Die ersten 15.000 ausgetauschten Nachrichten zwischen Alice und Bob konnte Eve mitlesen, dann wurde die Verschlüsselung eingesetzt. Das Verschlüsselungsverfahren haben die Forscher der KI nicht vorgeschrieben, sondern das System musste selbstständig ausprobieren, wie man die Nachrichten gegen fremde Blicke von Eve abschottet.

"Die Verschlüsselung hat so gut geklappt, dass die Google-Ingenieure die Verschlüsselung am Ende nicht mehr nachvollziehen konnten."
Netzautor Andreas Noll

Zunächst ging sicher Eve als Siegerin vom Platz , denn die ersten 15.000 Versuche der Kommunikation konnte die Künstliche Intelligenz mitlesen. Doch der Clou an KI-System ist ja, dass sie automatisch durch ihren Betrieb dazulernen. Und irgendwann konnten Alice und Bob Nachrichten austauschen, die der andere lesen, aber Eve nicht entschlüsseln konnte.

Die Forscher wissen noch nicht so recht, was sie davon halten sollen. Dafür sind weitere Testinstallationen nötig. Denn die Forscher haben überhaupt keinen Plan, welche Verschlüsselungsverfahren die beiden KI-Systeme entwickelt haben. Vielleicht ist das System für menschliche Krypto-Experten einfach zu entschlüsseln, aber das weiß eben noch keiner.

Viele Szenarien denkbar

Klar ist: Die Vorhersage ist nicht besonders schwer, dass KI-Systeme in nicht allzu ferner Zukunft in der Lage sein werden, eine Verschlüsselung zu entwickeln, die für den Menschen nicht knackbar sein wird. Und da kann man sich natürlich die schlimmsten Szenarien bis hin zu Machtübernahme durch Maschinen vorstellen.

Um gefährlich zu werden, brauchen KI-Systeme ein eigenes Bewusstsein

Die Kommentare in den Foren unter dieser Nachricht spiegeln diese Bandbreite wider. Die einen glauben, dass hier die Büchse der Pandora geöffnet wurde, andere wiederum halten die Ängste für übertrieben. Ein zentrales Argument der Entspannten: Um zu einer Bedrohung für Menschen zu werden, müssten KI-Systeme ein Bewusstsein für die eigene Existenz entwickeln. Aber das sei derzeit überhaupt noch nicht in Sicht.

Und es gibt einiges, dass für das Gute in der KI spricht: Sie hat nicht nur die weltbesten Go-Spieler geschlagen, sondern auch eigene Musikstücke komponiert. Und ganz eindeutig ungefährlich, aber für Umwelt und Unternehmen gewinnbringend: Durch Künstliche Intelligenz hat Google die Kühlungskosten in seinen Rechenzentren um 40 Prozent gesenkt. Also: KI kann nicht nur Angst machen, sondern das Leben erleichtern und dem Umweltschutz dienen.

Shownotes
Künstliche Intelligenz
Bald besser als der Mensch?
vom 01. November 2016
Moderatorin: 
Diane Hielscher
Gesprächspartner: 
Andreas Noll