Der dänische Konzeptkünstler Kristian von Hornsleth ist bekannt für sein Spiel mit den Grenzen des guten Geschmacks. Auch sein neues Projekt "Hornsleth Homeless Tracker" sorgt für Schlagzeilen: Interessenten können sich einen britischen Obdachlosen kaufen und ihn per GPS tracken.
Ian Bangay, Projektmanager vom Obdachlosen Caritiy "Safer Streets Team", ist so erbost über Kristian von Hornsleth, dass er ihn sogar bei der Polizei angezeigt hat, als er mehrere Obdachlose aus seinem Bezirk auf der Website des Projekts 'Hornsleth Homeless Tracker' wiederfand.
Einem Londoner Lokalblog sagte Bangay, so berichtet unsere Reporterin Marina Schulte, dass er sich bei dem Gedanken angeekelt fühle, dass man einen Obdachlosen kaufen und tracken kann. Jetzt ermittelt die Polizei, ob das Projekt in irgendeiner Form gegen das Gesetz verstößt.
"Der 'Hornsleth Homeless Tracker' verkauft Obdachlose aus London als so eine Art reale Pokemon-Go, oder, wie der Künstler es selber beschreibt, als Tramp-agotchi"
Interessenten haben dabei je nach Budget verschiedene Möglichkeiten: Der goldene Obdachlose kostet inklusive GPS-Tracker rund 25.000 britische Pfund. "Dafür kannst du über eine entsprechende App, deinen Obdachlosen 24 Stunden lang auf Schritt und Tritt verfolgen", sagt Martina. Zusätzlich erhält der Käufer noch ein Porträt seines Obdachlosen, das mit Gold überzogen ist.
Mit 600 Pfund gibt es für deutlich weniger Geld den "silbernen Obdachlosen". Dafür erhält der Käufer ein einfaches Schwarz-Weiß-Foto im Format 45x33 Zentimeter.
"Wenn ein silberner Obdachloser verkauft wird, erhält der Obdachlose etwas weniger als die Hälfte des Verkaufspreises. Und auch an den Erlösen der goldenen Obdachlosen werden sie beteiligt. Zwei davon sind bereits verkauft."
Aus Sicht der Obdachlosen keine schlechte Sache
Die Obdachlosen können die Kritik an dem Projekt zum Teil nicht nachvollziehen, so Martina. Zum Beispiel Darren O’Shea. Er lebt seit drei Jahren auf der Straße. Gegenüber Yahoo sagte er: Er sei kritisiert worden, dass er bei dem Homelesstracker mitmache. Aber wenn etwas auf die Situation Obdachloser aufmerksam mache, sei das keine schlechte Sache. Auch, dass er getrackt werde, mache ihm nicht aus. Auf der Straße schlafen sei gefährlicher.
Kristian von Hornsleth versteht sich selber als großen Kritiker der Gegenwart. Er selbst beschreibt das Projekt als eine Arbeit, die "ethische Grenzen überschreitet und Obdachlosigkeit, Überwachung der Privatsphäre, Ungerechtigkeit und Reality-TV mit kultureller Dekadenz und interaktiver Konzeptkunst verschmelze."
Außerdem sei das Projekt ein Kommentar zu unserer heutigen Gesellschaft, sagt von Hornsleth in der Vice: "Wir können zwar einen Menschen auf den Mond schicken, aber in Großbritannien kannst du die Menschen nicht mal von der Straße holen. Das sei absurd. Er privatisiere Obdachlose. Das ist absurd, aber es spiegele die heutige Welt wider."