Für den Facebook-Konzern Meta ist die EU mit rund 450 Millionen Einwohnern ein wichtiger Markt, auch wenn die Datenschutzauflagen aus Konzernsicht ein Problem sind. Nachdem Threads bereits in vielen Ländern der Welt läuft, kommt der Kurznachrichtendienst nun auch nach Deutschland.

Alternativen zu Elon Musks X (ehemals Twitter) gibt es in Deutschland beispielsweise mit Bluesky oder Mastodon. Wirklich behaupten konnte sich bisher aber keiner der Kurznachrichtendienste gegen den Riesen aus den USA. Nun kommt ein neuer Konkurrent, Threads, auf den Markt. In mehr als 100 Staaten läuft Threads – ein Produkt aus Marc Zuckerbergs Meta-Universum – bereits seit einem halben Jahr. Dem Start in der Europäischen Union und damit auch in Deutschland standen bislang wohl die strikten Datenschutzrichtlinien im Weg.

Die Sorge aus Kalifornien war, dass der Digital Markets Act (DMA) die Verbindung zwischen Threads und Insta verbieten könnte. Im DMA wird großen Netzplattformen ziemlich eindeutig untersagt, dass sie die personenbezogene Daten der User über die Plattformen hinweg austauschen.

Europa ist ein wichtiger Markt für Meta

"Der DMA untersagt großen Plattformen sehr klar, dass sie personenbezogene Daten der Nutzenden über die Plattformen hinweg austauschen – um damit besser Werbung platzieren zu können."
Andreas Noll, Deutschlandfunk-Nova-Netzreporter

Auf Insta wurde in den Vortagen stark für Threads geworben. Nutzende konnten mit dem Suchbegriff "Ticket" in der Fotoplattform eine Art digitale Zutrittskarte für das neue Angebot erhalten. Hinter dem mit "Threads - EU-Launch" gelabelten Ticket wurde dann der Countdown bis zum Start von Threads in großen Teilen Europas heruntergezählt.

EU-Launch mit Fragezeichen

Zwar haben sich die Gesetze im vergangenen halben Jahr nicht grundlegend zugunsten der Techfirmen geändert, doch der europäische Markt ist für Meta anscheinend zu wichtig, um hier nicht präsent zu sein, sagt Deutschlandfunk-Nova-Netzreporter Andreas Noll.

Wie Threads mögliche Konflikte mit den Gesetzen und der Instagram-Verknüpfung lösen will, ist auch nach dem Start am Donnerstag (14.12.) um 12 Uhr noch nicht ganz klar.

"Ich sehe weder Bluesky, noch Mastodon noch Threads derzeit auf Augenhöhe mit X – trotz der wirklich schlechten Performance seit der Übernahme durch Elon Musk."
Andreas Noll, Deutschlandfunk-Nova-Netzreporter

Ob sich der Hype aus dem Start von Threads in anderen Teilen der Welt – zum Beispiel der USA, wo sich innerhalb von einer Woche immerhin mehr als 100 Millionen Menschen anmeldeten – übertragen lässt, wird sich noch zeigen. Und auch, ob Threads eine echte Konkurrenz zu X werden kann:

"X ist weiter die Plattform, auf der das Micro-Blogging derzeit noch am besten funktioniert", meint unser Netzreporter. Threads habe aber nun den Vorteil, dass die Entwickler dort dank Insta genau wissen, wie ein erfolgreicher Algorithmus gebaut sein muss. Und der spiele am Ende die entscheidende Rolle für die Massenkompatibilität und den Erfolg, so Andreas Noll.

Shownotes
Kurznachrichtendienst
Threads startet in der EU
vom 14. Dezember 2023
Moderation: 
Till Haase
Gesprächspartner: 
Andreas Noll, Deutschlandfunk-Nova-Netzreporter