Viele Berliner Spätis (Kioske/Büdchen/Trinkhallen) haben auch an Sonntagen geöffnet. Dabei ist das eigentlich gar nicht erlaubt, und das Berliner Verwaltungsgericht hat das jetzt nochmal bestätigt.
Sonntags müssen die Berliner Spätis eigentlich geschlossen bleiben, wie das Berliner Verwaltungsgericht jetzt noch einmal bekräftigt hat. Ausgenommen sind Spätis, die gleichzeitig eine Bäckerei sind, Bänke und Tische für Gäste haben oder Souvenirs für Touristen verkaufen. Diese Spätis dürfen sonntags offiziell öffnen.
Tradition aus der DDR
Aber auch andere, die diese Kriterien nicht erfüllen, haben sonntags geöffnet. Manche öffnen quasi regulär und hoffen, dass sie nicht kontrolliert werden. Oder wissen, dass sie nicht kontrolliert werden. Aus guter alter Tradition heraus: Dass die Spätis auch sonntags offen haben, wurde in der DDR eingeführt, damit die Schichtarbeiter auch sonntags einkaufen konnten, wenn die Supermärkte geschlossen hatten. Diese Tradition wurde nach der Wende beibehalten.
Und obwohl die Regel eigentlich eindeutig ist - Spätis dürfen am Sonntag nicht öffnen -, nehmen es manche Behörden mit den Kontrollen nicht all zu streng. Andy Hehmke, Bezirksstadtrat der SPD in Friedrichshain-Kreuzberg, sagt, dort differenziere man bei den Kontrollen. Denn manche Spätis seien wichtig für ein nachbarschaftliches Zusammenleben. Vor allem Spätis in Party- und Touristen-Hotspots würden aber nur noch Alkohol und Zigaretten verkaufen.
"Ich würde mir wünschen, dass es erlaubt ist, sonntags zu öffnen."
Andere Spätis - wohl die, die Kontrollen fürchten - öffnen halb-offiziell. Von außen sehen sie aus wie geschlossen. Doch die entsprechenden Personen vor dem Laden signalisieren unterschwellig: Hier ist offen. Komm gerne rein.
"Ich würde mir wünschen, dass es erlaubt ist, sonntags zu öffnen", sagt ein Späti-Betreiber aus Berlin. Sonntags verdient er am meisten, wenn die anderen Geschäfte geschlossen haben. Außerdem wollen "diese Kiezleute gerne vorm Laden sitzen".
Dass das Berliner Verwaltungsgericht das Sonntags-Öffnungs-Verbot nochmal bestärkt hat, kommt bei vielen nicht gut an. Über 10.000 Menschen unterstützen eine Petition gegen das Verbot. Dabei müssten wohl neue Kriterien definiert werden, denn zurzeit gilt: "Das ist ein normaler Einzelhandel, der zu vergleichen ist mit jedem anderen Supermarkt auch, der auch am Sonntag geschlossen hat", sagt Martin Hikel, Bezirksbürgermeister von Neukölln. Die Frage wäre also: Was macht ein Späti zum Späti?