Auf ihrer Tour durch Sachsen – kurz vor der Landtagswahl – trifft Deutschlandfunk-Nova-Reporterin Tina Howard fünf Tage lang Menschen. Bei ihrem Halt in Diesbar-Seußlitz, in der Nähe der Stadt Meißen, führt sie ein intensives Gespräch mit dem AfD-Wähler Manfred Berke. Der ist überzeugt: Geflüchtete kommen nach Deutschland, um hier wirtschaftlich gesehen, ein besseres Leben zu führen, ohne durch das Zahlen von Steuern einen Beitrag leisten zu wollen. Für ihn steht außerdem fest: Geflüchtete haben oft kein Interesse daran, sich zu integrieren.
Manfred Berke ist 75 Jahre alt und bekennender AfD-Wähler. Unsere Reporterin begrüßt er mit den Worten: "Herzlich Willkommen in einer AfD-Hochburg." Er ist Rentner, hat eine Zeit lang als Lehrer gearbeitet und danach als Betriebsleiter im Möbelhandel. Nach der Wende war er dann im Tourismusverband beschäftigt. 1998 hat er sich ein Haus gekauft, mit Blick auf die Elbe in Neuseußlitz und es dann komplett saniert.
"Der größte Teil der Flüchtlinge kommt ja her, um besser zu leben. Das kann ich verstehen, aber das ist kein Asylgrund. Es kann nicht die ganze Welt wohin gehen, wo sie besser leben können."
Manfred Berke engagiert sich politisch: Er ist Wahlkampfhelfer, er geht auf Veranstaltungen und spricht mit Politikern. Er beschreibt sich selbst als konservativ. Eine Haltung, die er als CDU-Wähler mehr und mehr vermisst hat. Für ihn der Hauptgrund, dass er inzwischen AfD wählt. Zuerst mit einem schlechten Bauchgefühl, das jetzt allerdings verflogen sei. In einer Hinsicht ist er seiner alten Partei, der CDU, treu geblieben: Als Direktkandidaten wählt er nach eigener Aussage den CDU-Politiker Sebastian Fischer.
"In seiner Lebenswelt finden Flüchtlinge nicht statt. Er lebt, das sagt er selbst, in einer ländlichen Idylle. Also das, was er über Flüchtlinge weiß oder zu wissen meint, hat er aus den Medien oder von Freunden. Er sagt aber auch, dass er nicht ausländerfeindlich sei."
In der Gegend, in der Manfred Berke lebt, ist die Zahl von Migranten sehr gering, sagt Tina. Vieles, wovon er überzeugt ist, habe er aus den Medien oder von Freunden gehört, so unsere Reporterin. Manfred Berke sagt etwa, dass viele der geflüchteten Menschen teure Marken-Jacketts tragen würden. Als Beispiel dafür nennt er den Mann aus Syrien, der gerade wegen eines Tötungsdelikts in Chemnitz aus dem vergangenen Jahr verurteilt wurde.
Manfred Berke treibt anscheinend die Sorge um, dass sich seine finanzielle Situation verschlechtern könnte, wenn mehr Menschen in Deutschland Asyl suchen. Denn er sagt auch: "Mir geht es gut und ich will, dass das so bleibt."
"Wenn einer kommt und der ist qualifiziert, der arbeitet und zahlt Steuern – dann ist mir doch egal, wo der herkommt."
Manfred Berke versichert, dass er nicht ausländerfeindlich sei. Er sagt aber auch, "Multikulti" sei Quatsch, das funktioniere nicht. Und das Kopftuch, das Frauen tragen, sei ein Zeichen, dass sie sich nicht integrieren wollten, zitiert Tina den AfD-Supporter.
"Also ich hab lange nicht mehr so hart diskutiert, wir kommen da wirklich aus ganz unterschiedlichen Welten."
Der Rentner aus Diesbar-Seußlitz erzählt aber auch, dass er einschreite, sobald sich jemand antisemitisch äußere. Auf die Frage unserer Reporterin, wo denn der Unterschied zwischen einer Kippa und einem Kopftuch sei, gibt er zu, dass ihn diese Frage ein bisschen in Bedrängnis bringe.
Besorgnis aus unterschiedlichen Gründen
Deutschlandfunk-Nova-Reporterin Tina Howard hat Bedenken, dass es einen Rechtsruck in Sachsen geben könnte. Ihre Befürchtung: Das Bundesland, in dem sich die Menschen selbst immer als weltoffen bezeichnen, könnte sich damit selbst ein Bein stellen. AfD-Wähler Manfred Berke treibt hingegen die Sorge um, dass sächsische Städte irgendwann so aussehen könnten wie Stuttgart oder Köln. Unsere Reporterin hat den Sachsen daraufhin in ihre Wahlheimatstadt Köln eingeladen, um ihm zu zeigen, dass die Situation in deutschen Großstädten nicht so bedrohlich sei, wie der Rentner sich das vorstellt. Die Einladung sei ernst gemeint, versichert Tina. Trotzdem ist sie skeptisch, dass Manfred Berke annimmt.