Der Vatikan will eigentlich nicht, dass homosexuelle Paare gesegnet werden. Einigen Geistlichen passt das aber gar nicht – unter dem Motto "Liebe gewinnt" wollen sie auch gleichgeschlechtliche Paare segnen.
Gesegnet werden kann in der Katholischen Kirche so ziemlich alles. Motorräder und Autos zum Beispiel, Tiere, Urlaube, Gebäude, voriges Jahr wurde ein Sicherheitsgitter am Kölner Dom gesegnet. Dafür wird meistens etwas Weihwasser über die Gegenstände getröpfelt.
Die Segnung von Homosexuellen hat aber eine Sonderrolle. "Hier geht es nicht um den Segen für eine einzelne Person, sondern für eine Beziehung", erklärt Christiane Florin von der Deutschlandfunk-Redaktion "Religion und Gesellschaft". Es gehe um einen Segen für eine Beziehung, die laut Lehre der römisch-katholischen Kirche als Sünde gilt.
"Es geht um einen Segen für eine Beziehung, die laut Lehre der römisch-katholischen Kirche als Sünde gilt."
Der Vatikan hatte Mitte März wiederholt erklärt, dass homosexuelle Paare nicht gesegnet werden dürfen. Diese Verbindungen entsprächen nicht dem göttlichen Willen, hieß es. Diese Beziehung verstoße gegen die Schöpfungsordnung.
Für den Vatikan ist das eine "nicht ungerechte Diskriminierung", sagt Christiane Florin. "Das ist offenbar eine gerechte Diskriminierung." Sie vermutet, dass der Vatikan nicht nur eine Diskussion um den Segen unterbinden möchte, sondern eine Diskussion um eine kirchliche Ehe.
Für viele Pfarrer geht das gar nicht und sie segnen trotzdem – gegen den Willen der Glaubenskongregation. An der Aktion "Liebe gewinnt" beteiligen sich mehr als 100 Gemeinden überall in Deutschland. "Das ist also keine kleine Sache", stellt Christiane Florin fest. "Das ist ein Akt des pastoralen Ungehorsams."
Auch deutsche Bischöfe haben sich kritisch zur Ansage aus Rom geäußert. Ob Priester nun homosexuelle Paare segnen sollen oder nicht, müssten sie mit sich selbst und ihrem Gewissen ausmachen.
"Es ist ein starkes Zeichen, dass sich so viele Menschen an der Basis mit der Aktion solidarisieren."
Für Christiane Florin ist die ganze Aktion ein starkes Zeichen. Vor allem, weil sich viele Menschen an der Basis – auch heterosexuelle Gläubige – beteiligen würden. "Das ist keineswegs bei anderen Reformthemen so", sagt sie. "Wenn es um die Gleichberechtigung der Frau geht, dann engagieren sich da hauptsächlich Frauen und nur wenige Männer."
Hoher Symbolwert von "Liebe gewinnt"
Sie hält es für sehr unwahrscheinlich, dass sich an der grundsätzlichen Haltung der Kirche irgendetwas ändern könnte. "Die Haltung der römisch-katholischen Kirche zur Homosexualität ist so verlogen und dogmatisch aufgeladen, dass es ein Riesenschritt wäre, daran etwas amtlich zu ändern." Man müsste eine 180-Grad-Wendung machen und sagen: Was wir bisher gelehrt haben, war falsch.
Es bleibt ein hoher Symbolwert. Und Segnungen für viele homosexuelle Paare.