Der Lieferdienst Delivery Hero will zurück nach Deutschland. Um gegen die Konkurrenz punkten zu können, will er schneller sein: Die Lieferungen sollen binnen sieben Minuten ankommen. Dabei geht es um Marketing, sagt die Konsumentenpsychologin Janina Steinmetz. Aber auch darum, dass sich die Verbraucherinnen und Verbraucher immer mehr daran gewöhnen, dass alles sofort da sein muss.
Vor zwei Jahren wurde das Deutschlandgeschäft des Lieferdienstes Delivery Hero an die Konkurrenz verkauft. Jetzt will die Firma unter dem Namen Foodpanda wieder Essen und Lebensmittel ausliefern. Erst einmal in Berlin, dann in weiteren deutschen Städten. Doch die Konkurrenz ist groß. Deshalb setzt Foodpanda darauf, schneller zu sein: Sieben Minuten soll die Lieferung dauern.
Absurd schnelle Lieferzeiten
Natürlich können Verbraucher und Verbraucherinnen zehn statt sieben Minuten auf die Lieferung warten, so Janina Steinmetz. Die Konsumpsychologin forscht an der Cass Business School der Universität London unter anderem zu Selbstkontrolle und Motivation von Konsumenten und Konsumentinnen.
Bei dem Angebot gehe es um Marketing. Dass jemand verspricht, drei Minuten schneller zu sein, höre sich erst einmal überraschend an. Das sorgt für Aufmerksamkeit. An der Lieferung selbst ändert das natürlich nichts. Die Qualität bleibt gleich. Egal, ob die Sachen ein paar Minuten früher oder später ankommen.
"Sieben im Vergleich zu zehn Minuten ist natürlich schneller. Aber das ändert nichts an der eigentlichen Leistung."
Dennoch könnte die kürzere Lieferzeit bei Kunden und Kundinnen ziehen. Denn ansonsten ähneln sich die Anbieter. Ein weiteres Ziel könnte sein, Konsumenten und Konsumentinnen zu gewinnen, die sonst stationär, also zum Beispiel selbst im Supermarkt Lebensmittel einkaufen statt sie zu bestellen.
Da könnten wenige Minuten entscheidend sind, dass jemand einen Lieferdienst mal ausprobiert - und dann vielleicht nochmal und nochmal, bis er oder sie sich daran gewöhnt hat.
"Wenn man sich an den Lieferdienst gewöhnt hat, ist es schwierig, das wieder aufzugeben."
Für Entscheidungen von Konsumenten und Konsumentinnen ist im Normalfall auch der Preis von Bedeutung. Doch bei den Lieferdiensten sei der häufig intransparent: "Man kann oft nicht so richtig gut vergleichen, was die Lieferung kostet oder das Produkt selbst", sagt Janina Steinmetz. Da bietet die pure Lieferzeit eine einfache Vergleichsgröße und damit vielleicht Entscheidungshilfe.
"Die Lieferzeit ist wesentlich einfacher zu vergleichen, während der Preis schwieriger zu vergleichen ist."
Mittlerweile hätten viele Verbraucherinnen und Verbraucher das Gefühl, dass immer alles sofort verfügbar sein muss. Eben auch durch solche Angebote, dass die Lieferung sieben Minuten später vor der Tür steht. Aber auch durch Expresszustellungen von Onlineversandhändlern wie Amazon.
Die Logistik hinter diesen rasanten Lieferprozessen seien komplex, so Janina Steinmetz. Dennoch machten sich die Konsumenten und Konsumentinnen wenig Gedanken darüber. Die Menschen in dem ganzen Bestellprozess bleiben anonym. Und die Person, die die Lieferung bringt, wechselt häufig. Das macht es einfacher zu vergessen, was da für ein Stress und Hektik drin stecken muss, so Janina Steinmetz.