Verstehen wir Deutschen unter Glatze alle das selbe? Welche Vorstellungen haben US-Amerikaner oder Japaner von dem Begriff Glatze? Eine haarige Angelegenheit für die Linguistik.
Linguistik und Glatze: Das Forschungsvorhaben drängt sich nicht direkt auf. Der Bonner Linguistik Pawel Sickinger hat genau diesen Begriff und verschiedene Abstufungen des männlichen Haarausfalls für seine Untersuchung gewählt. Dieser wird in den Kulturräumen USA, Japan und Deutschland sprachlich thematisiert.
"Auch der Japaner braucht Worte, um den männlichen Haarverlust zu bezeichnen. Ich wollte schauen, rein exemplarisch, ob das auf grundlegend gleiche Weise passiert oder ob es systematische Unterschiede zwischen den verschiedenen Sprachen gibt."
Für seine Untersuchung hat der Bonner Forscher eine Computeranimation gebaut, in der den Probanden ein immer kahler werdender männlicher Schädel gezeigt wird. Die Probanden kommen aus den USA, Japan und Deutschland und sollen die verschiedenen Stadien des Haarausfalls bezeichnen. Zunächst hat Pawel Sickinger überprüft, ob sich die Probanden eines Sprachraums in den Bezeichnungen einig sind. Danach hat er den internationalen Vergleich herangezogen.
Wir meinen alle das Gleiche
Ergebnis: Innerhalb eines Sprachraums sind die Übereinstimmungen sehr hoch. Doch auch die Bezeichnungen von "lichtem Haar" hin zur "Platte" stimmen in den verschiedenen Sprachen überraschen häufig überein: Wenn wir von Geheimratsecken sprechen, meinen wir das gleiche, das Amerikaner mit widows peak - also Wittwenspitze bezeichnen.
"Mein Grundansatz ist die Annahme, dass Denken in Bildern, Tönen, Gefühlen, in sensorischen, also nicht sprachlichen Kategorien stattfindet und dass wir mit Sprache, diese wieder aktivieren können. Im Sprachvergleich stellt sich die Frage: Funktioniert das in allen Sprachen in etwa gleich?"
Das Experiment mit der Glatze zeigt: Ja, egal ob Amerikaner, Japaner oder Deutscher, unter Glatze stellen wir uns das Gleiche vor.