• Deutschlandfunk App
  • Spotify
  • Apple Podcasts
  • Abonnieren

1945 veröffentlichte der britische Schriftsteller George Orwell erstmals das Märchen "Animal Farm". Die dystopische Erzählung handelt von einer Farm, deren Tiere eines Nachts gemeinsam beschließen, sich von der Knechtschaft der Menschen zu befreien. Bis heute gilt das Werk als Erklärstück dafür, was passiert, wenn Macht missbraucht wird.

In die Scheune von Mr. Jones, dem Farmer, kommt Bewegung. Heute Nacht versammeln sich alle Tiere der Farm, um sich von Old Major, einem Zuchteber, einen Traum erzählen zu lassen. "Genossen – was ist der Sinn unseres Lebens?", startet Old Major seine Rede.

Der Zuchteber Old Major würde bald sterben – das wusste er. Und er wusste auch, dass er und die anderen Tiere Besseres verdient hatten als dieses Leben. Sie wurden nur mit dem Nötigsten versorgt, mussten aber täglich bis zur Erschöpfung arbeiten. Die Lösung für dieses Problem: Die Menschen müssen von der Erde verschwinden.

Alle müssen mitmachen

Die Tiere sind begeistert. Die Kühe würden ihre Milch von nun an nur noch ihren Kälbern geben. Die Hühner würden ihre Eier selbst ausbrüten, und keines der Tiere müsste sich vor dem Tod fürchten, der ihnen drohte, sobald sie nur die kleinste Schwäche zeigten oder nicht mehr rentabel auf die Menschen wirkten. Keines der Tiere würde von den Menschen gegessen werden.

Old Major hatte sogar schon eine Hymne der Tiere parat, die er ihnen in der Nacht in der Scheune vorsang. Bald wird sich der Mut der Tiere im ganzen Land verbreiten. Doch nicht alle Tiere werden bei dem Plan von Old Major mitmachen und nicht alle werden gleichberechtigt den Plan ausführen dürfen. Die Schweine werden die Macht an sich reißen und die Kontrolle übernehmen, und sie werden bei ihrer Herrschaft nicht alle Tiere gleich behandeln – und damit beginnt das Problem.

Die Folgen des Machtmissbrauchs

"Animal Farm" gilt bis heute als meisterhaftes Erklärstück dafür, wie Macht missbraucht wird, wie Regeln und Gesetze mit Willkür und nur zum Nutzen einiger weniger angepasst werden, sagt Deutschlandfunk-Nova-Rezensentin Lydia Herms. Es skizziert eindrücklich, wie Lügen zur Wahrheit und Wahrheit zu Lügen erklärt werden und wie Nachfragen verboten werden. Und wie es schließlich dazu kommt, dass Zweifler von ehemaligen Verbündeten verspottet, verraten, vertrieben und getötet werden.

"'Animal Farm' gilt bis heute als meisterhaftes Erklärstück darüber, wie Macht missbraucht wird, wie Regeln und Gesetze mit Willkür und nur zum Nutzen einiger weniger angepasst werden."
Lydia Herms, Deutschlandfunk-Nova-Rezensentin

Die Tiere stehen für unterschiedliche Menschentypen: die Leisen, die Lauten, die Anpassungswilligen, die Schweigsamen und die Machthungrigen. Eigentlich wollten sie es ganz anders machen als die Menschen und haben es dann am Ende doch genauso gemacht wie der Mensch.

Das Buch: "Farm der Tiere" (OT: "Animal Farm. A Fairy Story", 1945) von George Orwell, Manesse Verlag, 188 Seiten, inkl. Orwells Essay "The Freedom of the Press", einst als Vorwort zu "Animal Farm" verfasst, neu übersetzt von Ulrich Blumenbach, mit einem Nachwort von Eva Menasse, gebundene Ausgabe (Hardcover): 18 Euro, E-Book: 14,99 Euro; ET: 18.01.2021

Der Autor: George Orwell wurde 1903 in Motihari/ Bengalen als Sohn eines britischen Kolonialbeamten geboren. Er besuchte Privatschulen in England, diente in der burmesischen Imperial Police, arbeitete als Lehrer und Buchhandelsgehilfe, machte als Vagabund in Südengland und Paris Erfahrungen, kämpfte auf republikanischer Seite im Spanischen Bürgerkrieg und arbeitete als freier Schriftsteller und Journalist. Neben seinen Welterfolgen "Farm der Tiere" und "1984" ist er durch zahllose politische wie literarische Essays bekannt geworden. Er starb 1950 in London.

Shownotes
Das perfekte Buch für den Moment...
...wenn Krieg ist
vom 20. März 2022
Autorin: 
Lydia Herms, Deutschlandfunk-Nova-Rezensentin