"Blaues Wunder" heißt der zweite Roman von Anne Freytag. Er erzählt von einer Luxus-Jacht mit dem Namen Predator, also Raubtier. Sie gehört Walter, dem Boss einer Bank. Als Walter Ferdinand und Kilian zu dieser Reise einlädt, wissen die Männer sofort: Hier geht es um was.
Alle wissen intuitiv: Walter verschenkt nichts, nichts ohne etwas dafür haben oder damit wieder gutmachen zu wollen. Ferdinands und Kilians Ehefrauen, Nora und Franziska, begleiten die Männer.
Denn: Ferdinand und Kilian bringen das Geld nach Hause, das Geld, auf das die beiden Frauen angewiesen sind und nicht verzichten möchten. Und hier geht es ja offensichtlich um noch viel mehr. Eine Woche lang Mitspielen geht also klar.
"An Bord sind drei Männer und deren Ehefrauen, außerdem der erwachsene Sohn des Gastgebers und ziemlich viele Angestellte. Alles gibt es im Überfluss. Was fehlt, wird herbeigeschafft, egal, woher."
Aber alle vier – Ferdinand und Nora, Kilian und Franziska – haben nicht damit gerechnet, wie schwer es ist, die Fassaden aufrecht zu halten, Walters Wünsche widerspruchslos zu erfüllen, seine Launen zu ertragen und ihm den Speichel zu lecken.
Noch dazu, ohne zu wissen, wofür? Vierundzwanzig Stunden, mehrere Tage am Stück hocken sie aufeinander, sind gefangen auf der Jacht, mitten im Meer, weit weg von Zuhause. Walter hat natürlich einen Plan.
Alle spüren es: Es wird etwas passieren und es wird wehtun
Und auch Rachel, Walters Frau, weiß etwas. Auch sie spielt ihre Rolle gut. Auch sie ist eine Frau von... Auch sie ist abhängig von ihm. Aber welche Rolle spielt David, Walters und Rachels achtzehn Jahre alter Sohn? Er sagt kaum ein Wort, raucht Kette, kommt und geht, wann er will.
Sehr zum Missfallen seines Vaters. Warum also ist er dabei? Vor allem Nora fragt sich das. Sie spürt Davids Blicke auf sich, und sie genießt sie. Sehr zum Missfallen von Ferdinand. Alle spüren es: Etwas wird passieren. Es wird wehtun, aber es wird sich nicht vermeiden lassen.
Das Buch:
"Blaues Wunder“ von Anne Freytag, Kampa, 252 Seiten, gebundene Ausgabe (Hardcover): 24 Euro, eBook: 18,99 Euro, ein Hörbuch gibt es auch, gelesen von Sandra Voss, im Stream bei BookBeart, Audible und anderen; Erscheinungstermin: 24.04.2025
Die Autorin:
Anne Freytag hat International Management studiert, ist pünktlich zur Wirtschaftskrise fertig geworden, hat über einhundert Bewerbungen geschrieben, keinen Job gefunden, eine Weile in einer Boutique gearbeitet, sich arbeitslos gemeldet, zur Grafikdesignerin umgeschult, sich als Quereinsteigerin mit mieser Bezahlung in diversen Agenturen anstellen lassen und ist dann endlich ihrem Traum nachgegangen: Seit 2013 widmet sie sich ganz dem Schreiben.
Für ihre Jugendbücher wurde sie mehrfach für Literaturpreise nominiert (unter anderem zwei Mal in Folge für den Deutschen Jugendliteraturpreis) und damit ausgezeichnet (unter anderem mit dem Bayerischen Kunstförderpreis in der Sparte Literatur). Anne Freytag lebt und arbeitet in München. "Lügen, die wir uns erzählen" ist ihr literarisches Debüt.