Mehr als die Hälfte der Corona-Erkrankten verliert ihren Geruchssinn. Essen schmeckt für sie nach nichts. Das belastet die Betroffenen, deshalb gibt es für sie ein spezielles Riechtraining.

Bei den meisten Corona-Erkrankten kommt der Geruchssinn nach rund zwei Monaten wieder. Doch bei einem kleinen Teil der Long- und Post-Covid-Patient*innen bleibt der Riechverlust über einen längeren Zeitraum bestehen. Sie können ihrem Geruchssinn aber mit einem Riechtraining auf die Sprünge helfen.

Tägliches Training der Riechzellen

Thomas Hummel, Arzt am Interdisziplinären Zentrum für Riechen und Schmecken am Klinikum Dresden, forscht dazu. "Riechtraining bedeutet, dass Patienten und Patientinnen jeden Morgen und Abend aktiv an vier verschiedenen Düften riechen. Zum Beispiel Rose, Zitrone, Eukalyptus und Gewürznelke", erklärt er. Diese vier Düfte decken verschiedene Eckpunkte des Riechspektrums ab. Denn alle Billionen von Düften, die uns umgeben, zu trainieren, wäre wegen der schieren Anzahl nicht machbar.

Vor dem Start des Riechtrainings sollten die Betroffenen sich beraten lassen, da es noch andere Ursachen als Corona für einen Riechverlust geben könne. Lässt es sich dann eindeutig auf Corona zurückführen, könnten die Betroffenen zu Hause alleine mit dem Training starten.

Sensibilität für Düfte zurückgewinnen

Morgens und abends sollen die Patient*innen dann jeweils eine halbe Minuten an jedem Duft riechen. Diese gibt es in Fläschchen zu kaufen. Das Training sollte auch über einen längeren Zeitraum laufen, erklärt der Arzt.

Gerade Patient*innen, die über einen Riechverlust über einen langen Zeitraum klagen, sollten das Training über mehrere Monate hinweg konsequent machen, rät Thomas Hummel. Mit der Zeit würde sich das Riechvermögen und die Sensibilität für Düfte über die vier Trainingsdüfte hinaus wieder verbessern.

Riechzellen können nachwachsen

In der Riechschleimhaut der Nase, ungefähr zwischen den Augen, sitzen die Riechzellen, die sich vermehren und nachwachsen können. Diese Nervenzellen, olfaktorische Rezeptorneuronen genannt, können sich erneuern und schicken ihre Fortsätze wieder ins Gehirn, erklärt der Arzt. "Das Wachstum der Riechzellen kann durch so ein Riechtraining verbessert werden", sagt er.

"Zum einen ändert sich etwas in der Nase durch das Riechtraining, zum anderen ändert sich auch etwas im Gehirn."
Thomas Hummel, Arzt am Interdisziplinären Zentrum für Riechen und Schmecken am Klinikum Dresden

Für Betroffene sei besonders traurig, dass mit dem Riechverlust auch Erinnerungen verloren sind, so Thomas Hummel. Mit der Wiederbelebung des Geruchssinns durch das Riechtraining kommen aber auch Erinnerungen wieder, sagt er.

"Riechen hat auf verschiedene Weise Einfluss auf unser Verhalten und unserer Wahrnehmung."
Thomas Hummel, Arzt am Interdisziplinären Zentrum für Riechen und Schmecken am Klinikum Dresden

Das Riechtraining funktioniert aber nicht nur bei Corona-Erkrankten, sondern auch bei Menschen, die aufgrund anderer Krankheiten weniger Riechvermögen haben. Dieses Riechtraining führt auch dazu, dass der Riechkolben im Gehirn sich um bis zu 13 Prozent vergrößern kann, so der Mediziner.

Shownotes
Corona
Long Covid: Mit Riechtraining dem Geruchssinn auf die Sprünge helfen
vom 21. März 2023
Moderator: 
Christian Schmitt
Gesprächspartner: 
Thomas Hummel, Arzt am Interdisziplinären Zentrum für Riechen und Schmecken am Klinikum Dresden