Maria Seifert hat eine kleine Textil-Manufaktur übernommen und sieben Angestellte. Sie will faire Löhne zahlen - und muss dafür ihre Kunden überzeugen, deutlich mehr für die Ware zu zahlen als woanders.
Etwas mehr als zwei Jahre ist es jetzt her, dass die Designerin Maria Seifert eine Textilmanufaktur in Eibenstock im Erzgebirge übernommen hat. Als sie von der Schließung der Manufaktur erfuhr, ließ ihr das keine Ruhe. Bisher war sie selbst Kundin der Manufaktur gewesen.
Also rief sie bei der Besitzerin an und fragte, ob sie den Betrieb übernehmen könnte. Anstatt ihn gestückelt nach Polen zu verkaufen, was eigentlich der Plan war, überließ die ehemalige Besitzerin ihn Maria Seifert.
"Ich konnte einen Kundenstamm übernehmen. Ich kann die Manufaktur nachhaltig und zukunftsfähig ausrichten. Ich habe einfach Zukunft gesehen."
Heimtextilien, Accessoires, Outdoorbekleidung und Unterwäsche stellt der Textilbetrieb unter anderem heute her. Sieben Frauen arbeiten dort, Maria Seifert hat sie alle von der Vorbesitzerin übernommen. Ihre Arbeitsplätze wollte sie um jeden Preis erhalten, erzählt sie. Und auch Kunden konnte sie übernehmen.
Mit der Textilproduktion in Deutschland ist die Manufaktur Seifert eine Ausnahme. Die Zahlen sind laut dem deutschen Modeverband German Fashion sogar rückläufig: 2019 waren es 180 Betriebe, die in Deutschland produziert haben, 2020 waren es noch 174. Auch der Umsatz der Unternehmen sei rückläufig.
Faire Löhne für Näherinnen in Deutschland
Der Hauptgrund, warum die Modeindustrie in Deutschland nicht sehr ausgeprägt ist, ist der Preis. Kleidung aus Deutschland ist teurer als aus dem Ausland, weil die Lohnkosten hoch sind.
Maria Seifert sagt, sie will faire Löhne zahlen. Sie hat die Preise für ihre Ware erhöht, damit waren einige Kunden nicht einverstanden.
"Faire Löhne hier in Deutschland: Da durfte ich mir schon die ein oder andere Tür vor der Nase zuschlagen lassen."
In die Zukunft blickt Maria Seifert dennoch positiv. Sie konnte für das Jahr 2022 bereits einen großen Kunden gewinnen und ist auf der Suche nach einem weiteren, sodass ihre Firma wächst und sie damit auch den Lohn für ihre Mitarbeiterinnen anheben kann.
18 Cent für Näherinnen in Bangladesch
Die Fair Wear Foundation hat vor einigen Jahren berechnet, wie sich der Preis für ein konventionelles T-Shirt, das wir für 29 Euro im Laden kaufen, zusammensetzt: 17 Euro davon gehen an den Händler, der Rest teilt sich unter anderem auf in Material-, Transport- und Fixkosten. 1,15 Euro gehen an den produzierenden Betrieb. Für die Näherin bleiben pro T-Shirt 18 Cent übrig.
Da Maria Seifert ihren Näherinnen mindestens den deutschen Mindestlohn zahlen möchte, muss deren Anteil steigen: Rund vier Euro statt 18 Cent.
Kein Textil-Boom in Deutschland
Auch wenn Maria Seiferts Manufaktur gut läuft – einen Trend hin zu mehr "Made in Germany" sieht der Verband German Fashion nicht. Bisher bleibt die nachhaltige Textilproduktion in Deutschland ein Nischengeschäft. Tanja Croonen, Pressesprecherin von German Fashion, sagt: "Ich muss sagen, dass sich da etwas tut. Von einer Trendwende kann man aber noch nicht sprechen."