Rihanna - das Mädchen aus Barbados - ist viel mehr als nur eine Sängerin. Sie ist ein Gesamtkunstwerk und längst zu einem der größten Stars Amerikas geworden. Unser Autor Heiko Behr schaut auf ihre Karriere - wie Rihanna Rihanna wurde.

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Es sind drei Stücke, die uns Rihanna in diesem Jahr eingeschenkt hat. Die ruppige Ballade "FourFiveSeconds", mit einem wie üblich auf irgendwas wahnsinnig wütenden Kanye West und einem klampfenden Paul McCartney. Dann die stampfende Rachefantasie "Bitch better have my money". Und schließlich das patriotische „American Oxygen“. Und natürlich waren die Songs eine Zeit lang allgegenwärtig. Aber der nächste Schritt, hin zum großen, erwachsenen Album, von dem Rihanna so gerne spricht? Um mit Beyoncé, mit Whitney, mit der Handvoll Ikonen aufzuschließen? Der kam bislang nicht. Was ist da los?

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Als die 17-jährige Rihanna mit zitternden Knien einem gewissen Jay Z vorsingt, in einem kleinen Raum, in New York, ganz weit von ihrem Zuhause Barbados entfernt, da ist eigentlich alles entschieden. Er lässt sie gleich einen Vertrag über sechs Alben unterschreiben. Noch am gleichen Tag. Gründungs-Mitglied im Team Rihanna also: Jay Z. Es folgen zwei Alben, ein paar Hits. Gleich bei ihrem ersten Song "Pon de Replay" hatte Jay Z gesagt: der ist zu groß für sie. Davon wird sie sich nicht erholen. Und dann kam "Umbrella". Rihanna legt ihren unschuldigen Look ab - auch musikalisch, der Albumtitel "Good Girl gone Bad" haut es einem dann auch noch mal per Holzhammer rein. Die Platte hat gleich fünf Singles, das ist fast schon Michael-Jackson-Quote. Allerdings: Rihanna wird immer eine Singles-Künstlerin bleiben, der Rest ihrer Platten, meistens die Hälfte, bleibt gesichtslos. Es gibt die große Ballade, es gibt die Eurodisco-Ballernummer und den neuen Sound. Und eben den etwas egalen Rest. Aber die Hits - die knallen. Immer.

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Von einer austauschbaren R'n'B-Heulboje in einem See voller austauschbarer R'n'B-Heulbojen wird Rihanna eine Künstlerin. Das schon sprichwörtliche Sich-Neu-Erfinden, das seit Jahrzehnten und lange völlig zu Recht, erst Madonna und später Lady Gaga zugeschrieben wird - wird das Prinzip von Rihanna. Sie ist längst mehr als ihre Songs. Ihr Image verlängert sich über Videos, Kleidung, Frisur, Auftritte. Makellose Schönheit, Hochglanz, Fashion-Ikone, Rihanna wird zum Produkt.

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Bis zum 8. Februar 2009. An diesem Abend fährt sie mit ihrem damaligen Freund Chris Brown in einem gemieteten Lamborghini durch die Gegend. Sie halten in einer Wohngegend, Brown verprügelt sie im Auto. Fotos ihres grün und blau geschlagenen, geschwollenen Gesichts landen am nächsten Tag in der Weltpresse. Rihanna stellt sich den Medien. Millionen Menschen sehen, wie sie sich windet, Millionen Menschen sehen sie leiden. Es ist ein erschütterndes Drama um häusliche Gewalt, um Schuldgefühle des Opfers, um Scham und Angst. Und um die Absurdität, dass der Täter Chris Brown bis heute eine halbwegs funktionierende Karriere hat.

80 Millionen Facebook-Follower

Rihanna ist nicht zu stoppen. Jetzt ist Zeit für ein paar Zahlen. 13 Nummer-eins-Singles in den USA auf sieben Alben in acht Jahren. 200 Millionen verkaufte Platten weltweit. Sieben Milliarden Youtube-Clicks. Über 80 Millionen Facebook-Follower - als ob ihr jeder einzelne Deutsche folgen würde. Mittlerweile hat sie sieben Parfums herausgebracht und hat acht Grammys eingeheimst. Genug Statistik. Und trotz all dieser Wahnsinns-Zahlen: In all den Videos, Fotos, die sie auf uns niederprasseln lässt, wirkt sie unglaublich sympathisch, verletzlich und fast schon - normal.

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Da ist nichts zu sehen von der gähnend langweilig sterilen Perfektion einer Kim Kardashian. Rihanna wirkt immer wie kurz vor Kontrollverlust, mit ihr könnte man in der Kneipe nebenan versumpfen. Rihanna ist eine von uns. Ok, bis auf die 90 Millionen Dollar, die sie auf der Bank hat. Und den Icon Award, der ihr von Jay Z verliehen wird. Und das nächste Album? Das kommt schon noch - oder?

Shownotes
Popstars
The making of Rihanna
vom 14. Dezember 2015
Moderator: 
Till Opitz
Autor: 
Heiko Behr