Die Vorstände der 40 im Deutschen Aktienindex vertretenen Unternehmen verdienten 2022 im Schnitt "nur" noch das 38-Fache ihrer Mitarbeitenden. Im Jahr zuvor war es noch das 52-Fache. Die Gehaltsschere ist kleiner geworden, weil es neben dem Gehaltsminus der CEO ein Plus bei den Beschäftigten gab.
Durchschnittlich 3,3 Millionen Euro und damit fast achteinhalb Prozent weniger als im Vorjahr verdienten die 40 Dax-CEO 2022, ergab eine aktuelle Studie der Technischen Universität München (TUM) und der Deutschen Schutzvereinigung Wertpapierbesitz (DSW). Weil viele Vorstände "ihre festgelegten Ziele nicht erreicht [haben], auch wegen Ukrainekrieg, Energiekrise und Zinsenwicklung", seien vor allem die Boni, also die erfolgsabhängigen Anteile der Vergütung gesunken, so Studienleiter Gunther Friedl.
Gehaltsschere bleibt riesig, aber nimmt ab
Weil die Gehälter der Durchschnittsverdiener der Dax-Unternehmen gestiegen sind, ist der finanzielle Abstand zu den Vorständen kleiner geworden: von Faktor 52 (2021) ging es runter auf Faktor 38 (2022). Das ist natürlich immer noch extrem viel mehr Geld für die Chefs im Vergleich zu den "normalen" Beschäftigten, doch die Tendenz sei nicht schlecht, meint Sandra Pfister aus der Dlf-Wirtschaftsredaktion.
Die Vorstandsmitglieder verteidigen ihren Mehrverdienst mit der hohen Verantwortung für tausende Mitarbeiter*innen und Anleger*innen.
"Dax-Vorstandsvorsitzende tragen die Verantwortung für Tausende Mitarbeiter*innen und verwalten riesige Budgets, die an der Börse bewertet werden. Sie sagen also, dass die Verantwortung das hohe Gehalt rechtfertigt."
Das Grundgehalt der CEOs ist nicht geschrumpft, erklärt Sandra Pfister. In der obersten Führungsetage mache dieses aber ohnehin nur ein Drittel des Gehaltes aus. Entscheidend seien die Boni. Wenn bestimmte Ziele erreicht werden, erhalten viele Vorstände Aktienpakete. Problem: Im vergangenen Jahr sank der Wert vieler Aktien.
"Die Kurse im Dax sind 2022 um etwas mehr als 12 Prozent gefallen. Wenn die Unternehmensaktien sich schlecht entwickeln, verdient natürlich auch der Chef weniger, weil er ein niedrigeres Aktienpaket hat."
Um die hohen Gehälter deutscher Dax-CEO in Relation zu setzen, lohnt ein Blick ins Ausland. Vor allem in den USA würde man von "Peanuts" sprechen, wenn man sich die Managergehälter in Deutschland anschaue, so Sandra Pfister.
Deutsche Spitzengehälter: in den USA nur "Peanuts"
Bei Microsoft oder American Express lägen die Vergütungen der Vorstandsvorsitzenden bei umgerechnet um die 50 Millionen Euro im Jahr - bei Apple sogar fast doppelt so hoch. Das ist bis zu 444-mal mehr als die Beschäftigten. Laut unserer Reporterin liegt das unter anderem daran, dass US-amerikanische Tech-Konzerne sehr viel größer sind als die deutschen.
Gleichzeitig hätten viele von ihnen in den letzten Jahren eine andere - finanziell sehr erfolgreiche - Börsenentwicklung gehabt und die CEO hätten deshalb riesige Aktienpakete bekommen. Außerdem stünden die Vorstandsvorsitzenden in den USA unter viel höherem Druck: Das Risiko für sie ist höher, verklagt zu werden und nicht selten müssen sie mit ihrem privaten Vermögen haften.