Zucker kann nicht nur gesundheitsschädlich sein: Nach dem 1919 in Boston ein Melasse-Tank explodiert war, tötete eine bis zu 10 Meter hohe Zuckersirup-Welle 21 Menschen. Das Unglück wird bis heute erforscht.

Mit 50 Kilometern pro Stunde wälzte sich die braune Zuckersirup-Masse durch die Straßen Bostons. Die Welle war bis zu 10 Metern hoch und selbst Pferde waren zum Teil nicht schnell genug, um sich zu retten. Die Welle warf Fahrzeuge um und beschädigte Gebäude. 150 Menschen wurden verletzt und 21 Menschen ertranken. Einige erst nachdem sie stundenlang tief in der Masse gesteckt hatten. Irgendwann hatten sie wohl keine Kraft mehr, sich die Melasse-Masse aus dem Gesicht zu wischen und erstickten dann.

"Wieso der Zuckersirup so schnell fließen konnte, beschäftigt auch heute noch Fluid-Forscher, unter anderem von der Harvard-Uni in Boston."
Anne Preger, DRadio-Wissen
Externer Inhalt

Hier geht es zu einem externen Inhalt eines Anbieters wie Twitter, Facebook, Instagram o.ä. Wenn Ihr diesen Inhalt ladet, werden personenbezogene Daten an diese Plattform und eventuell weitere Dritte übertragen. Mehr Informationen findet Ihr in unseren  Datenschutzbestimmungen.

Das Unglück geschah am 15. Januar 1919. Forscher stellt die Melasse-Katastrophe unter Laborbedingungen nach, um festzustellen, wieso der Zuckersirup sich bei kalten Wintertemperaturen so schnell ausbreiten konnte, sodass ihm so viele Menschen zum Opfer fielen.

Gravitationsströmung wie bei Lava oder Lawinen

Der Sirup aus dem geplatzten Tank wurde teilweise frisch aus der Karibik angeliefert und war daher noch einige Grad wärmer als die Umgebung. Aus diesem Grund war die Melasse zunächst etwas flüssiger.

Entscheidend ist bei so einer dichten, zähflüssigen Masse der Effekt der Schwerkraft, also der Gravitation. Es kommt dann zu einer Gravitationsströmung. Das ist ein Phänomen, das auftritt, wenn sich eine zähe Masse - also der Sirup - in einer weniger zähen Masse - nämlich der Luft - seitlich ausdehnt. Dieser Effekt tritt beispielsweise auch bei Lavaströmungen oder Lawinen auf.

Wohl weniger Tote bei wärmeren Temperaturen

Bostoner Forscher vermuten, dass es bei wärmerem Wetter weniger Tote gegeben hätte. Die Melasse-Schicht hätte sich dann schneller in den Straßen von Boston ausgebreitet, aber die Sirupschicht wäre dünner gewesen und nicht so zäh. Das heißt, es wären vielleicht noch mehr Leute erfasst worden, hätten sich aber leichter wieder befreien können.

Shownotes
Melasse-Katastrophe 1919
Tödliche Zuckersirup-Welle in Boston
vom 27. Februar 2017
Moderator: 
Sebastian Sonntag
Gesprächspartnerin: 
Anne Preger, DRadio Wissen