Merve Kayikci, besser bekannt als "Primamuslima", hat beim BR einen Podcast über Muslime und ihren Alltag in Deutschland gestartet. Die Abrufzahlen zeigen: Der Bedarf ist groß.
Eigentlich will sie nicht reduziert werden auf "die muslimische Journalistin", sagt Merve Kayikci. Andererseits sieht sie es aber irgendwie doch als ihre Aufgabe: Einblicke zu geben in die Alltagswelt der Muslime in Deutschland. Denn viele hätten "überhaupt keine Ahnung" davon, sagt Merve.
Die 26-Jährige hat Jura studiert, ist aufgewachsen in Stuttgart und liefert nun für den BR den Podcast "Primamuslima" – ein Name, unter dem sie schon vorher bekannt wurde, denn sie betrieb einige Jahre lang einen Blog unter diesem Titel, in dem sie mit Usern auch diskutierte.
"Das ganz Normale an den Leuten in meinem Podcast ist auch das Interessante."
Die Themen, um die es geht, sind so unterschiedlich wie das Leben von Muslimen hierzulande selbst, sagt Merve: Im ersten Teil des Podcast erfahren wir, wie eine türkische Hochzeit gefeiert wird. Im zweiten Teil lernen wir Eda und Cennet kennen, beide Psychologinnen, die mit Hijab um die Welt reisen.
In den Medien zu wenig positive Geschichten
Merve, die selbst ein Kopftuch trägt, meint, dass es gerade solche Begegnungen mit Muslimen und Musliminnen sind, die Vorurteile über muslimisches Leben aus dem Weg räumen könnten. Denn viel zu oft würde öffentlich nur über Themen diskutiert, die negativ besetzt seien, wie etwa das Kopftuchverbot, Beschneidung, Schächtung. Dabei gebe es auch viele "lustige und nette Geschichten aus dem Alltag", die man erzählen könnte. Diese Lücke will sie mit ihrem Podcast schließen.
"Dass der Podcast auf so viel Aufmerksamkeit stößt, zeigt mir eigentlich, dass da ein großer Bedarf in der Gesellschaft danach war."
Dass der Bedarf daran existiert, zeigen die Abrufzahlen der ersten beiden Podcast-Folgen: Gleich nach Erscheinen landete "Primamuslima" in den Apple-Charts. Viele Medien haben auf den neuen Podcast hingewiesen, unter anderem die Tagesthemen in einem Tweet. Nicht alle Kommentare waren freundlich – eine Tatsache, die Merve Kraft kostet, wie sie selbst twittert.
Unterhalten und aufklären
In Deutschland gibt es rund fünf Millionen Muslime, sie leben und denken ganz unterschiedlich. Merve wird sie weiterhin in ihrem Podcast vorstellen und dabei gleichermaßen nebenbei ein bisschen Aufklärung betreiben: Was heißt eigentlich "halal"? Was ist das Opferfest?
Freuen würde sie sich, wenn es eines Tages soweit wäre, dass man in Deutschland nicht mehr in schöner Regelmäßigkeit über Dinge wie das Fasten im Ramadan berichten müsste – einfach, weil jeder weiß, was das bedeutet, warum einige Muslime fasten und andere nicht. Doch bis dahin ist es wohl noch ein Stück des Wegs, auf dem uns Merve mit ihrem Podcast begleitet.