Harrison ist 19 Jahre alt und Republikaner, Matt 22 Jahre alt und Demokrat. Harrison unterstützt die Politik von US-Präsident Trump, sieht aber die politische Spaltung im Land kritisch. Matt sorgt sich um die finanzielle Zukunft seiner Generation. Unsere Reporterin Steffi Orbach hat die beiden kurz vor den Midterm Elections getroffen.
Harrison darf bei den diesjährigen Midterm Elections zum ersten Mal seine Stimme abgeben. Die Midterm Elections finden immer in der Mitte der vierjährigen Amtszeit eines jeden US-Präsidenten statt, diesmal am 6. November 2018. Sie gelten als Stimmungsbarometer zur Halbzeit der Legislaturperiode.
Für Harrison ist schon lange klar, dass er die Republikaner wählen will. Er unterstützt die Partei schon seit einigen Jahren - bei Wahlkampfveranstaltungen im Jahr 2016 hat er als freiwilliger Helfer mitgearbeitet. Harrison erzählt im Interview mit unserer Reporterin, dass es kaum noch möglich ist, mit anderen über Politik zu reden, ohne darüber in Streit zu geraten.
Harrison: "Unterm Strich: Was Trump macht, ist gut!"
Zwar glaubt Harrison, dass viele Republikaner nicht gut finden, was Trump sagt, wie er sich benimmt und was er twittert. Aber er sagt, dass er insgesamt findet, dass der aktuelle US-Präsident gute Arbeit leistet. All das, was Kritiker an Trumps Politik auszusetzen haben - die Klimapolitik, die Flüchtlingspolitik, der Ausstieg aus diversen Handelsabkommen - fällt dabei für Harrison nicht ins Gewicht.
"Wir leben in einem politischen Umfeld, das in schwarz und weiß, arm und reich, Demokraten und Republikaner unterteilt. Wir sehen uns nicht mehr als Amerikaner. Wir hängen fest in unseren sozialen Blasen und das ist natürlich Mist."
Matt ist 22 Jahre alt. Kurz vor den Midterm Elections hat er die Demokratische Partei aktiv unterstützt. Auch er hat ähnliche Erfahrungen wie Harrison gemacht. Selbst in der erweiterten Familie ist unter Anhängern der verschiedenen Lager kein Gespräch möglich, erzählt er unserer Reporterin.
"Manche von denen, die Trump unterstützen, sehen Demokraten als Feinde oder - wenn du Trump nicht unterstützt, bist du automatisch gegen dein Land."
Matt war jahrelang großer Obama-Fan. Durch ihn habe er überhaupt erst angefangen, sich für Politik zu interessieren. Von Trump als Präsidenten hält er nichts – Aber: Sein Interesse an Politik habe dadurch nicht nachgelassen. Als nächstes möchte er die Demokraten bei der Vorbereitung zur Präsidentschaftswahl in zwei Jahren unterstützen.
Midterms als Stimmungsmesser
Insgesamt sehen Matt und Harrison die aktuelle politische Situation nicht sehr positiv. Im Interview sagt Matt, dass er sich nicht sicher ist, ob er einen Job findet, mit dem er sich finanzieren kann. Er bezweifelt auch, dass er sich im gleichen Alter wie seine Eltern ein Haus leisten können wird. Er glaubt, dass US-Amerikaner seines Alters später Familien gründen als die Generationen zuvor, weil es seiner Meinung nach schwieriger wird, in jungen Jahren genug Geld zu verdienen, um sich das leisten zu können.
"Ich glaube, man kann das schon ändern, indem man einfach mal anfängt anzunehmen, dass wer auch immer auf der anderen Seite steht, dass das ein guter Mensch ist. Dann diskutierst du nämlich nicht mehr über Charaktereigenschaften, sondern über echte Politik."
Auch der Republikaner Harrison hat Bedenken bezüglich der politischen Stimmung in seinem Land - wenn sie auch in eine andere Richtung gehen als Matts. Für ihn steht die Spaltung des Landes im Vordergrund: Wenn das Klima so bleibt, sagt Harrison, wird das "Brücken bauen" immer schwieriger. Viele in seiner Generation finden diese Spaltung auch schlimm, erklärt er weiter, und darin sieht er die Chance, etwas daran zu ändern.
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