Mozzarella, Gorgonzola - in Italien gibt es fantastische Käsesorten. Alles lecker, alles Käse? Ansichtssache. Die EU-Kommission verlangt jetzt, dass dort die Regeln zur Käseherstellung überarbeitet werden. Es geht um die Milch.
Bisher gilt Italien: Was sich Käse nennen will, muss frische Milch enthalten - Käsereimilch heißt das im Fachjargon. Große Produzenten wie Nestlé oder Danone stellen ihren Käse aber viel kostengünstiger her - aus Milchpulver oder Kondensmilch. Nach EU-Recht ist das kein Problem und es hat einige Vorteile: Die Milch bleibt haltbar, lässt sich einfacher von A nach B karren und kann länger und flexibler eingesetzt werden. Es geht also ums Geld - auch für die Italiener, die befürchten, dass der günstige Industrie-Käse, den handwerklich hergestellten am Ende verdrängen wird. Dass also kleinere Molkereien keine Chance mehr haben, ins Supermarktregal zu kommen, weil sie mit den Preisen dann nicht mehr mithalten können.
Die Sache mit dem Binnenmarkt
Die Italiener sind empört. Spiegel Online schreibt schon vom Käsekrieg. Und auch der Tenor in italienischen Tageszeitungen ist klar: Was will EU den Italiener denn noch aufdrücken? Über 130.000 Käsetraditionalisten haben schon eine Petition auf change.org unterzeichnet.
Warum die EU die Italiener nicht einfach gewähren lässt? Die EU-Kommission argumentiert mit dem EU-Binnenmarkt. Armin Valet von der Verbraucherzentrale Hamburg, kennt sich mit Käse aus - und auch das Standardargument mit dem Binnenmarkt hat er schon gehört.
"Wenn in einem EU-Land etwas hergestellt wird und nach EU-Recht hergestellt wird, dann darf es auch in jedem Land verkauft werden."
Die EU argumentiert: Die Italiener könnten ja einfach weiter Käse aus frischer Milch herstellen. Die einzige Bedingung: Die Milchpulver-Variante muss auch erlaubt sein. Aber genau das ist der Knackpunkt: Die Italiener fürchten, dass die Billigvariante den Klassiker aus dem Supermarkt verdrängt und der Verbraucher beide Varianten nicht auseinanderhalten könne.
In Deutschland gibt es kein absolutes Verbot von Milchpulver im Käse - allerdings darf es bislang nur in kleinen Mengen beigemischt werden. Noch, denn was in einem Land per EU-Recht erlaubt ist, kann in einem anderen nicht verboten sein.
"Man will hier der Großindustrie den freien Markt schaffen und die Möglichkeit geben, die Produktion den Maschinen anzupassen. Und das hat nicht mehr so viel zu tun mit dem Käse, den wir kennen."