Schmatzen, schlürfen, knabbern: Misophoniker halten bestimmte Geräusche kaum aus. Auf Essgeräusche reagieren sie oft besonders aggressiv. Aber auch andere Geräusche können sie triggern - das Ticken einer Uhr etwa oder wenn Armreifen klimpern.

Wie das nervt: Wenn der Kollege wieder auf der Tischplatte rumtrommelt. Oder im Kino hinter dir ohne Pause die Chipstüte raschelt. Klar, kennen wir alle. Es gibt aber Menschen, die reagieren auf manche Alltagsgeräusche so empfindlich, dass sie darunter regelrecht leiden. Die neurologische Störung, von der wir da sprechen, nennt sich Misophonie.

Viele Misophoniker können Essensgeräusche nicht ertragen. Wenn andere laut schmatzen, schlürfen oder knabbern kommen bei ihnen ziemlich krasse Gefühle hoch.

"Furchtbar. Ganz, ganz furchtbar. Man ist in sich gekehrt, man hasst denjenigen, der einem da gegenübersitzt. Man hat die schrecklichsten Gedanken. Ja, die können schon sehr, sehr unschön sein."
Frank Hübner, war früher Misophoniker

Frank Hübern litt lange Zeit unter Misophonie. Das heißt, dass ganz normale Alltagsgeräusche unerträglich waren und ihn richtig aggressiv machten. Die sogenannten Trigger, also die Geräusche, die bei ihm diese Gefühle auslösten, wurden mit der Zeit immer mehr: Nicht nur Essengeräusche belasteten ihn, später auch das Klappern einer Tastatur oder das von Armreifen am Handgelenk.

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Ursache liegt meist in der Kindheit

Wissenschaftler sprechen bei dieser Störung auch von der sogenannten "selektiv verminderten Geräuschtoleranz". Nicht alle Geräusche sondern nur einzelne machen die Leute wahnsinnig. Die Lautstärke des Geräuschs spielt dabei gar keine Rolle. Die Ursachen für diese Störung liegen meist in der Kindheit.

"Wenn das sehr früh in der Kindheit liegt, können wir uns da meistens gar nicht mehr daran erinnern. Ein eigentlich neutraler Reiz wird gekoppelt mit einer sehr unangenehmen Erfahrung. Wenn das immer wieder auftritt, dann haben sich der konditionierte Reiz und die gelernte Reaktion verkoppelt."
Petra Bühler, Psychologin, in einem Interview bei Nano (3Sat).

Das Gehirn von Misophonikern arbeitet anders

Wissenschaftler der Universität Newcastle haben festgestellt, dass Misophoniker nicht nur unter einer Verhaltensstörung leiden, sondern dass ihr Gehirn anders arbeitet.

Bisher können Misophoniker nicht viel gegen ihre Störung tun. Was helfen könnte, ist eine Art Gegenkonditionierung: Dazu setzt sich der Betroffene dem Trigger-Geräusch aus, während er Yoga oder Autogenes Training macht. So wird das Hass-Geräusch langsam mit einer angenehmen, ruhigen Situation verknüpft.

Frank Hübner hat die Ursache für seine Störung per Hypnose gefunden und ist die Misophonie nun los.

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Shownotes
Misophonie
Dein Schmatzen macht mich wahnsinnig!
vom 07. Februar 2017
Moderatorin: 
Sonja Meschkat
Autor: 
Martin Krinner