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Carsharing gilt als wichtiger Teil der Zukunft der Mobilität. Doch die Branche hat Probleme. Jüngstes Beispiel: Mazda stellt seinen Dienst ein. Außerdem kommt eine Studie zum Schluss: Carsharing hat keine rosige Zukunft.

Ein Auto per Smartphone mieten nur für die jeweilige Strecke. Klingt gut und machen wahrscheinlich auch viele von euch. Ist ja auch nachhaltig – zumindest, wenn dadurch der Kauf eines eigenen Autos verhindert wird. Problem: Nicht alle gehen auch pfleglich mit den Autos auf Zeit um. Das ist einer der Gründe, warum Mazda seinen Carsharing-Dienst jetzt beendet. Das Geschäftsmodell rentiert sich nicht für den Autobauer, sagt der. Es mache insgesamt einfach zu viel Arbeit.

Studie: 3000 Personen pro km2 nötig

Der Mazda-Rückzug ist eine weitere schlechte Nachricht für die Carsharing-Branche in Deutschland innerhalb weniger Tage, berichtet Deutschlandfunk-Nova-Netzreporter Konstantin Köhler. Denn gerade erst hat die Unternehmensberatung A.T. Kearney eine Studie veröffentlicht, die dem Carsharing keine gute Zukunft prognostiziert: Das Geschäftsmodell würde sich nur in Regionen mit einer Bevölkerungsdichte von mindestens 3000 Personen pro Quadratkilometer lohnen, heißt es da. Das wären dann zum Beispiel München und Berlin – Köln, Hamburg und Leipzig scheiden bei dieser Berechnung bereits aus.

Zahl der Fahrzeuge stark angestiegen

Trotz der schlechten Zahlen ist der Zuwachs an Carsharing-Fahrzeugen enorm, berichtet unser Netzreporter. Laut Bundesverband Carsharing gibt es in Deutschland aktuell rund 20.000 Carsharing-Fahrzeuge, das sind fast doppelt so viele wie 2013. Das bedeutet aber eben noch nicht automatisch, dass sich das Ganze auch rechnet.

"Nur weil es mehr Carsharing-Autos gibt, heißt das ja nicht, dass die Dienste auch profitabel sind."
Konstantin Köhler, Deutschlandfunk-Nova-Netzreporter

Mazda hört auf, Citroen ebenfalls, und Mercedes und BMW haben ihre Dienste car2go und DriveNow zu Share Now fusioniert – auch das ist ein Zeichen für wirtschaftliche Probleme. Die Unternehmensberatung A.T. Kearney zweifelt daran, dass das Potenzial für Carsharing in Deutschland groß genug ist. Sie sagt, bei uns gibt es nur rund vier Millionen Menschen, die überhaupt für das Teilen von PKW infrage kommen.

Besser vier Millionen als niemand

Der Bundesverband Carsharing hält dem entgegen: Die Experten könnten hin- und herrechnen, wie sie wollen. Die Realität zeige ja bereits, dass Carsharing funktioniert. In 61 deutschen Städten mit 100.000 bis 500.000 Einwohnern gebe es heute mindestens ein Carsharing-Angebot. Und diese Angebote existieren zum Teil bereits seit 20 Jahren und länger. Also es stimmt, die Gewinnmargen sind klein. Aber es kann funktionieren, auch über einen langen Zeitraum.

Helfen würde dabei natürlich, wenn die Carsharing-Nutzer die Autos pfleglicher behandeln würden, sagt unser Netzreporter. Außerdem ist der Unterschied zwischen floatenden und stationären Anbietern ein wichtiges Kriterium, also ob die Nutzer das Auto irgendwo abstellen können, wo gerade ein Parkplatz frei ist, oder ob sie es zu einem festen Parkplatz zurückbringen müssen.

Unterschied zwischen floatenden und stationären Anbietern

A.T. Kearney hat nur die floatenden Anbieter untersucht, die die Nutzer eben nicht an feste Parkstationen binden. Dieses Angebot ersetze eher die einzelne Fahrt mit Bus und Bahn, sagt der Bundesverband Carsharing. Die Angebote mit stationären Parkplätzen würden private PKW dagegen wirklich auf Dauer ersetzen, so der Verband. Nutzer, die eine solche Station bei sich in der Nähe wissen, kauften sich dann wirklich seltener ein eigenes Auto.

Shownotes
Mobilität
Schlechte Aussichten für die Carsharing-Branche
vom 23. August 2019
Moderation: 
Diane Hielscher
Gesprächspartner: 
Konstantin Köhler, Deutschlandfunk-Nova-Netzreporter