Wer andere mit der Tram- oder dem Bus herumfährt, verdient recht wenig, hat einen stressigen Job und anstrengende Arbeitszeiten. Es gibt einige Ideen, wie diese Arbeit attraktiver werden könnte.

Viel Verantwortung, Schichtdienste und ziemlich wenig Geld: Einen Bus oder eine Straßenbahn zu fahren, klingt nicht wie ein Traumjob. Tatsächlich fehlt es im öffentlichen Personennahverkehr in vielen Regionen und Städten an Personal. Und bis 2030 wird sich die Situation noch verschärfen.

Das hat eine Umfrage des Verbandes der Verkehrsunternehmen ergeben. In dem Verband sind vor allem öffentliche Verkehrsunternehmen organisiert, zum Beispiel Stadtwerke, die Busse und Bahnen in ihrer Stadt betreiben.

Viel Stress, wenig Geld

Die Hälfte der befragten Unternehmen gibt an, dass sie im vergangenen Jahr ihren Bus- oder Bahnbetrieb wegen Personalmangels zeitweise einschränken mussten.

Hinzu kommt, dass rund die Hälfte aller Busfahrenden der Umfrage zufolge älter als 50 Jahre alt ist. Das Gehalt ist übersichtlich: Berufsanfänger*innen starten in NRW beispielsweise mit einem Stundenlohn von 15,60 Euro, sagt unser Reporter Johannes Döbbelt.

"In den nächsten Jahren werden in der gesamten Branche sehr viele in den Ruhestand gehen. Der Baby-Boomer-Anteil ist im ÖPNV besonders hoch."
Johannes Döbbelt, Deutschlandfunk-Nova-Reporter

Was Arbeitskräfte angeht stehen die Verkehrsbetriebe in Konkurrenz zu verschiedenen Liefer- und Paketdiensten. Auch wenn der Verdienst dort häufig geringer ist - beim ÖPNV seien die Schichtdienste ein Nachteil, sagt Hermann Kraus. Er ist beim Verband der Verkehrsunternehmen für das Thema Personal zuständig.

"Wir müssen auch Dienste haben, die samstags und sonntags geleistet werden, sehr früh am Morgen, sehr spät in die Nacht hinein. Wir merken, dass die Luft dünner für uns geworden ist, genug Leute zu finden."
Harald Kraus, Verband der Verkehrsunternehmen

Der Verband der Verkehrsbetriebe hat verschiede Vorstellungen, wie sich der Personalmangel beheben ließe:

  • Das Schichtsystem verbessern
  • Mehr Teilzeit-Angebote schaffen
  • Ruheständler*innen in den Job zurückholen
  • Mehr Studierende einstellen

Wer Busfahrer werden will, der braucht einen Busführerschein. Wie lange die Ausbildung zum Tram- oder Busfahrenden dauert, hängt stark von den Voraussetzungen ab: Wer den Führerschein während der Ausbildung noch machen muss, braucht beispielsweise bei den Stadtwerken in Dortmund rund acht Monate, sagt Harald Kraus. Bei Straßenbahnen gibt es bereits Versuche mit autonom fahrenden Systemen - in Potsdam zum Beispiel.

Viele Verkehrsunternehmen bringen Fahrerinnen und Fahrern das Bus- oder Bahnfahren selbst bei. Sie kommen also für die Kosten des Führerscheins auf.

Shownotes
Fahrermangel im ÖPNV
Warum kaum einer Busfahrer werden will
vom 06. März 2023
Moderation: 
Thilo Jahn
Gesprächspartner: 
Johannes Döbbelt, Deutschlandfunk-Nova-Reporter