Nach dem Bürgerentscheid in Paris gegen E-Scooter stellt sich die Frage der Zukunft der Roller auf deutschen Straßen. Anbieter hoffen weiter auf den Durchbruch – ein Verbot ist vorerst nicht vorgesehen.
Die Bewohner*innen von Paris haben sich in einer Abstimmung mehrheitlich dafür ausgesprochen, Leih-E-Scooter von Straßen und Bürgersteigen der Hauptstadt zu verbannen. 89 Prozent der Befragten sprechen sich gegen die Fahrzeuge aus. Auf die Entscheidung der Pariser*innen reagierte die Gewerkschaft der Polizei in Deutschland. Sie fordert, dass es strengere Regeln für E-Scooter gibt.
Bei einer Umfrage des ZDF-Politbarometers von 2018 gaben 79 Prozent der zwischen 18- und 29-Jährigen an, dass sie es gut finden, wenn E-Scooter im Straßenverkehr zugelassen werden. 2019 wurden die elektrischen Tretroller dann vom damaligen Verkehrsminister Andreas Scheuer zugelassen. Die vier Anbieter Lime, Tier, Circ und Voi brachten sie im Abomodell auf viele Straßen in Deutschland.
Seit dem Start sind viele neue Anbieter auf den Markt gekommen und versuchten die Konkurrenz mit sehr niedrigen Preisen für Fahrten zu unterbieten. Einer Forsa-Umfrage von August 2020 zufolge gaben rund 28 Prozent der Befragten an, bisher bis zu fünf Mal einen E-Scooter genutzt zu haben.
"Neue Anbieter sind teils mit super niedrigen Preisen für die Roller-Fahrten auf den Markt gekommen, um die Konkurrenz zu verdrängen."
Wegen des hohen Wettbewerbs zogen sich einige Anbieter aus dem Markt zurück – andere wurden von Konkurrenten übernommen. Offizielle Zahlen geben Anbieter nicht heraus, doch die Roller des Unternehmens Tier Mobility gelten mit etwa 80.000 Stück auf Deutschlands Straßen als der größte Anbieter. Gewinnbringend arbeitet das Unternehmen jedoch nicht.
Entlassungen beim größten Anbieter
Als Antwort auf die wirtschaftlich schwierige Situation entließ der Anbieter bereits im August 2022 zahlreiche Mitarbeitende. Weitere Personalkürzungen erfolgten noch Anfang dieses Jahres. Die Zeiten, in denen neue Anbieter an den Start gehen, dürften jedenfalls vorbei sein, meint Deutschlandfunk-Nova-Reporterin Ilka Knigge.
"Mittlerweile gibt es verschiedene Anbieter, die Straßen sind voll von den Scootern, es gibt also einen harten Wettbewerb, und der Markt stabilisiert sich."
E-Scooter werden vor allem für Freizeitzwecke genutzt
Deutschland ist der zweitgrößte Markt für E-Scooter – nach den USA. Den eigentlichen Zweck, eine klimafreundlichere Alternative zu Autos zu bieten, ist den E-Scooter-Anbietern bisher jedoch nicht gelungen.
In einer Forsa-Online-Befragung von 2020 im Auftrag des Deutschen Verkehrssicherheitsrates heißt es, dass E-Scooter vor allem zu Freizeitzwecken genutzt werden. Etwa ein Drittel der Befragten sagt demnach, dass sie als Tourist*in mit einem E-Scooter in einer fremden Stadt gefahren sind. 13 Prozent sind zum Zeitpunkt der Befragung – also ein Jahr nach der Einführung der Roller in Deutschland – mit dem E-Scooter zur Arbeit oder Ausbildungsstätte gefahren.
"Bekannt ist, dass es vor allem jüngere Menschen gut finden, dass E-Scooter in Deutschland zugelassen sind. Daher ließe sich fragen, ob diese jüngeren Menschen überhaupt Autos haben, deren Fahrten Scooter ersetzen könnten."
Dass die Roller in nächster Zeit wieder komplett von unseren Straßen verschwinden, kann sich unsere Reporterin nicht vorstellen. Das zumindest legen Reaktionen von verschiedenen deutschen Politiker*innen auf die Entscheidung in Paris nahe. Der Hauptgeschäftsführer des Städte- und Gemeindebundes sagte gestern, dass es ein ähnliches Verbot wie in Paris in Deutschland nicht geben solle.
Zustimmung kam von Oberbürgermeister aus München und dem designierten Regierenden Bürgermeister von Berlin. Auf der anderen Seite forderte die Gewerkschaft der Polizei strengere Regeln für Deutschland.
Bei all den Diskussionen um E-Scooter steht natürlich die Frage, wie wir es in Zukunft besser hinkriegen, zusammen die Straßen in Deutschland zu nutzen. Das Umweltbundesamt fordert schon länger, feste Abstellbereiche für die Scooter einzurichten und schlägt vor, sie näher an ÖPNV-Haltestellen zu platzieren. Von dort könnten wir sie für den Heimweg nutzen. Die Anbieter hoffen, dass sich die E-Scooter noch langfristig etablieren werden in Deutschland – ähnlich wie Fahrräder.