Im Moment ist Sale. Die Sommermode wird mit 50 Prozent Rabatt oder mehr aus den Läden rausgehauen, damit endlich Platz für die neue Herbstkollektion ist. Wir fragen uns: Wie sinnvoll ist das? Der Sommer hat doch gerade erst richtig angefangen.

Das liegt auch daran, dass in den Klamottenläden viel mehr Mode angeboten wird, als die Kunden überhaupt nachfragen können. Hinzu kommt, dass gerade in den Sommermonaten viele potenzielle Kunden gar nicht in den Fußgängerzonen unterwegs sind, weil sie im Urlaub sind. Damit sinkt die Nachfrage.

Viele Modeketten haben ihre Kollektionen in den vergangenen Jahren verdoppelt und verdreifacht. Früher gab es Frühlings-, Sommer-, Herbst- und Winterkollektionen. Heute bieten viele Modeketten auch Zwischenkollektionen an - bis zu 24 Kollektionen kommen mancherorts im Jahr in die Schaufenster, sagt Gerd Müller-Thomkins vom Deutschen Mode-Institut. "Das führt natürlich auch zu einem gewissen Overkill an Klamotten."

"Wir erleben einen Overkill an Mode, während der Zeitgeist uns gleichzeitig zur Mäßigung mahnt."
Gerd Müller-Thomkins über das Überangebot in der Mode

Kaufkraft in Deutschland ist hoch

Die Kaufkraft in Deutschland ist sehr hoch, darum drängen viele Modeketten auf den Markt und es gibt eine Menge Ware. Das könnte ein Grund für den mangelnden Umsatz sein, den Modeunternehmen in Deutschland immer beklagen. "Das hat vielleicht damit zu tun, dass es zu viele Anbieter gibt."

"Allein der Onlineumsatz macht momentan fast 30 Prozent des Gesamtumsatzes aus. Hier findet eine Verhaltensänderung des Konsumenten statt."
Gerd Müller-Thomkins über die neuen Marktverhältnisse in der Modeindustrie

Die Modebranche kennt keine Jahreszeiten

Hinzu kommt, dass die Modebranche eigentlich gar keine Jahreszeiten mehr kennt. Einfach, weil immer irgendwann Sommer oder Winter ist. "Natürlich möchte man nicht im Winter den Bikini und im Sommer den Wintermantel kaufen." In Bezug auf den Klimawandel könnte es sogar sein, dass Designer sich demnächst Gedanken über Allwetterklamotten machen, glaubt Gerd Müller-Thomkins.

Trotzdem bleibt es schwierig im Juli/August noch Sommerklamotten zu kaufen. Die Auswahl ist sehr begrenzt, weil schon die Herbstware in die Läden kommt. "Der Hersteller ist nicht flexibel genug, jetzt noch die Waren nachzuliefern, die gebraucht wird, weil der Sommer vielleicht zu spät gekommen ist."

Shownotes
Schlussverkauf
"Modebranche kennt keine Jahreszeiten"
vom 28. Juli 2016
Moderatorin: 
Sonja Meschkat
Gesprächspartner: 
Gerd Müller-Thomkins, Deutsches Mode-Institut