Viele Händler bekommen weniger Kleidungsstücke und Schuhe von den Produzenten. Die Auswahl für Verbraucher*innen bleibt aber groß.

Wer regelmäßig Klamotten shoppt, hat das womöglich schon mitbekommen: Manche Produkte gibt es gerade nicht oder sie haben sehr lange Lieferzeiten. Oder das Gesamtsortiment ist kleiner, weil nur die verfügbaren Waren überhaupt angeboten werden.

Den meisten dürften die Folgen der Lieferengpässe aber eher nicht aufgefallen sein, weil es immer noch mehr als genug zum Shoppen gibt. Was natürlich daran liegt, dass es im Modebereich generell eine Überproduktion gibt, also mehr Klamotten produziert als verkauft werden, sagt Bibiana Barth aus dem ARD-Börsenstudio.

Im vergangenen Oktober hat der Handelsverband Textil (BTE) mitgeteilt: Bei jedem vierten Textil-, Schuh- und Lederwarenhändler fehlen 20 bis 40 Prozent der Herbst- und Winterware. Die Situation dürfte sich bis heute nicht groß verändert haben, denn die Ursachen gibt es noch: coronabedingte Lockdowns und eingeschränkte Lieferketten vor allem in Asien, wo sehr viele Kleidungsstücke und Schuhe hergestellt werden. Stärker als die Kleidungs- ist die Schuhindustrie betroffen.

"Der Online-Handel kann die Lücken viel besser verbergen."
Bibiana Barth aus dem ARD-Börsenstudio

Zudem gibt es einen Unterschied zwischen dem stationären und dem Online-Handel. Denn der Online-Handel, der nicht auf eine gute Lage in einer Fußgängerzone oder einer Shoppingmall angewiesen ist, verfügt in der Regel über größere Lagerkapazitäten. Er kann also mehr Produkte vorhalten als der stationäre Handel. Laut Aussage des Bundesverbands E-Commerce und Versandhandel haben viele Online-Händler vorausschauend gehandelt und die Lager gefüllt.

Ein weiterer Vorteil des Online-Handels: Er kann durch Anpassen von Werbung, Sonderaktionen und Rabatten schnell und teilweise automatisiert steuern, welche Produkte am ehesten verkauft werden – nämlich die, die vorrätig sind.

Fast Fashion ist jetzt etwas langsamer

Dass aktuell weniger Produktions- und Transportkapazitäten zur Verfügung stehen, könnte sich für Klima und Umwelt positiv auswirken. Vor allem das Prinzip der Fast Fashion funktioniert gerade nicht mehr wie früher, bei dem sehr schnell die alte von einer neuen Kollektion abgelöst wird. Laut Greenpeace wird rund jedes fünfte Kleidungsstück in Deutschland insgesamt nur zwei Mal, ein einziges Mal oder gar nicht getragen, bevor es verkauft, verschenkt oder entsorgt wird.

Die Modeindustrie ist laut der britischen Ellen-MacArthur-Stiftung für rund fünf Prozent der globalen CO2-Emissionen verantwortlich.

Shownotes
Lockdown in Asien
Lieferengpässe in der Modebranche treffen Online-Händler weniger stark
vom 12. Januar 2022