Der Mono Lake in Kalifornien ist einer der lebensfeindlichsten Orte der Erde. Doch auch hier schaffen es drei Tierarten, am Leben zu bleiben. Es gibt winzige Krebse, Fliegen, die im Wasser nicht nass werden und ganz neu entdeckt: ein Wurm mit drei Geschlechtern.
Der Mono Lake besteht im Prinzip aus einer salzigen Lauge, durchsetzt mit giftigem Arsen. Schuld daran sind auch die Menschen: Der See liegt in den Bergen der Sierra Nevada. Um die Stadt Los Angeles mit Wasser zu versorgen, haben Menschen die Zuflüsse angezapft und Frischwasser abgezweigt - dadurch sank über Jahrzehnte der Wasserspiegel und der Salzgehalt sieg an.
Der Salzgehalt schwankt immer wieder, ist aber doppelt bis dreimal so hoch wie bei Meereswasser. Dazu kommt eine hohe Schwefel-, Bor- und vor allem Arsen-Konzentration. Fische und andere Unterwasserbewohner halten es in einem solchen Wasser nicht aus.
"Das Spezielle an der Fliege im Mono Lake ist, dass sie tauchen kann, ohne nass zu werden."
Doch es gibt Ausnahmen: Minikleine Krebse leben im Mono Lake und futtern das Plankton. Und dann gibt es noch eine sehr besondere Fliege: "Das Spezielle an der Fliege ist, dass sie tauchen kann, ohne nass zu werden", erklärt Aglaia Dane von Deutschlandfunk Nova. "Sie schafft es, um sich herum eine Luftblase zu erzeugen, so dass sie ins Wasser abtaucht, ihre Eier ablegt und komplett trocken heraus ploppt."
Für Wissenschaftlerinnen und Ingenieure ist die wasserfeste Fliege besonders interessant. Sie schauen sich die kleinen Insekten ganz genau an, um wasserresistente Materialien zu erschaffen.
Würmer im Mono Lake verkraften 500 mal mehr Arsen als Menschen
Lange Zeit ging man davon aus, dass die Krebse und Fliegen die einzigen Bewohner des Mono Lakes sind. Doch nun hat ein Forschungsteam eine dritte Art entdeckt: Fadenwürmer. "Diese Fadenwürmer haben drei verschiedene Geschlechter: männlich, weiblich und intersexuell", sagt Aglaia Dane. Wie Kängurus tragen diese Würmer ihren Nachwuchs in ihren Körpern mit sich herum.
Die Würmer haben nicht nur drei Geschlechter, sie können richtig was wegstecken: Sie sind extrem resistent gegen Gifte, nur so können sie im Mono Lake überleben. Die Fadenwürmer können 500 mal mehr Arsen verkraften als Menschen.
"Die Würmer überleben sowohl im hochgiftigen See, als auch im sterilen Labor - das gelingt nur wenigen Lebewesen."
Spannend für die Wissenschaftler ist: Wie schaffen die Würmer das? Was haben sie für Gene, welche biochemischen Prozesse laufen da ab? Daraus könnten sich Rückschlüsse auf die Wirkung von Giften auf den menschlichen Organismus ziehen lassen. "Besonders der Umgang der Würmer mit Arsen ist interessant, weil es weltweit viele Gegenden gibt, wo das Trinkwasser belastet ist", sagt Aglaia Dane.
Übrigens ist es laut den zuständigen Behörden möglich, im Mono Lake zu schwimmen, das sei eine einzigartige Erfahrung. Das Wasser soll sich seifig anfühlen, und der Körper treibt auf der Oberfläche wie im Toten Meer in Israel. "Auf anderen Internet-Seiten wird davor allerdings gewarnt, eben wegen der Arsen-Belastung", sagt Aglaia Dane. "Wir sind ja nicht so widerstandsfähig wie die kleinen Würmer."