Eine neue Studie hat gezeigt: Menschen verlangen moralisch auch das Unmögliche voneinander. Auch wenn die Voraussetzungen komplett fehlen jemanden erfolgreich zu retten, meinten Versuchspersonen: Die Pflicht besteht trotzdem.

Menschen haben ganz schön hohe Ansprüche aneinander, was die Moral angeht. Das sagt eine neue Studie der Uni Waterloo in Kanada. Versuchspersonen wurden mehrere Szenarien vorgelegt. Zum Beispiel sieht Michael, dass ein Mädchen in einem Pool ertrinkt. Er kann aber nicht rechtzeitig da sein und helfen, weil er gelähmt ist oder plötzlich eine Panikattacke hat. Dann wurden die Versuchspersonen gefragt, ob Michael trotzdem hätten helfen müssen und ob man ihn verantwortlich machen kann.

Pflicht besteht, egal unter welchen Voraussetzungen

Laut den Befragten hätte Michael aus moralischer Sicht die Pflicht gehabt, das Mädchen zu retten. Egal, ob er es konnte oder nicht und egal, ob die Rettung am Ende Erfolg gehabt hätte oder nicht. Bestraft werden sollte Michael allerdings nicht.

Wenn jemand etwas absolut nicht machen kann, weil ihm die Voraussetzungen dafür fehlen, kann ja eigentlich auch niemand von ihm verlangen, dass er es machen sollte. Die Studie hat aber gezeigt: die Menschen verlangen das trotzdem.

Bei einem Experiment wurden die Versuchspersonen dann selbst in die Rolle derjenigen versetzt, die die Notsituation beobachtet haben, aber nicht in der Lage gewesen sind zu helfen. Und da haben wieder alle gesagt: Ich hätte trotzdem helfen müssen.

Physische Schwäche besserer Grund

Menschen sind übrigens nachsichtiger, wenn jemand aus physischen Gründen hilflos ist als aus psychischen. Sie haben mehr Verständnis für ein gelähmtes Bein als für eine Panikattacke.

Shownotes
Unmögliches
Moral verpflichtet
vom 09. November 2015
Moderator: 
Dominik Schottner
Gesprächspartnerin: 
Ann-Kathrin Horn, DRadio-Wissen-Nachrichtenredaktion