Künstliche Intelligenz komponiert Musik. Mehr und mehr Tech-Unternehmen bieten entsprechende Software und Apps an. Aber ist das wirklich auch Musik, die unsere Gefühle anspricht, uns berührt?

Bei der US-Musik- und Techmesse South by Southwest in Austin, Texas, wurde über Musik diskutiert, die künstliche Intelligenz (KI) komponiert hat. Kann Musik, die von einer Software produziert wird, unsere Gefühle ansprechen? Gerade weil es um Gefühle geht, gibt es bei dem Thema kein richtig oder falsch, sondern nur individuelle Sichtweisen, Vorlieben und Hörgewohnheiten.

Die einen lehnen KI-Musik ab. Denn komponieren oder musizieren sei ein rein kreativer Prozess. Das könne nur ein Mensch. Andere wie Dani Diehl von der Musikplattform Bandlab aus Chicago wiederum sehen in der KI-Musik auch eine Chance.

"It's going to unlock creativity in people that never thought they could be musicians."
Dani Diehl von der Musikplattform Bandlab aus Chicago

Menschen könnten plötzlich mithilfe der KI kreativ und Musiker*innen werden. Es würde geradezu die Kreativität befreien, meint Dani Diehl. "Wenn man sieht, was alles schon an KI-Musik aufploppt, werden wir gar nicht drum herumkommen", meint Deutschlandfunk-Nova-Reporter Dominik Peters.

Immer mehr KI-Angebote von Tech-Firmen

Die Tech-Firmen entwickeln fleißig Software und Apps für die KI-Musik. "Google hat mit Music LM eine Musik-KI am Start, die zumindest technisch gesehen wirklich schon ziemlich beeindruckende Stücke ausspuckt", sagt Dominik. Auch Microsoft und Sony sind mit eigenen Entwicklungen dabei.

"Ganz ehrlich: In zwei Jahren oder früher wird es nicht mehr zu unterscheiden sein, ob KI oder ein Mensch den Song gemacht hat."
Michael Turbot von Sony Computer Science Laboratories

Bei dieser KI-Musikentwicklung gehe es nicht darum, Musiker*innen zu ersetzen, sondern ihre Fähigkeiten zu erweitern, meint Michael Turbot von Sony Computer Science Laboratories. Als Beispiel nennt Dominik das Projekt der Künstlerin Björk, die vor drei Jahren für das Wetter eine musikalische Umsetzung mithilfe von Wetterkameras und KI gefunden hat. Pop-Hits seien dabei nicht entstanden, aber dieses Projekt zeige, dass KI Künstler*innen Raum für neue Ideen schaffe, erklärt Dominik.

Fürs Grobe reicht KI-Musik

Aber können die Ergebnisse der KI-Musik uns auch emotional berühren? Wieder gibt es die einen, die sagen, KI wird Musik schreiben, die uns zum Weinen bringen kann. Dominik, selbst Musiker, ist da skeptisch. Für standardisierte Musikgenres wie Fahrstuhlmusik oder Ambient-Techno könne KI funktionieren – und auch wenn Stücke recht simpel sind und textlich Allgemeinplätze wiedergegeben werden.

Wenn ein Musiker oder eine Musikerin aber ganz individuelle Gefühle ausdrücken möchte und dafür auch eine ganz bestimmte Musik komponiere, die diese Gefühle transportieren soll, dann werde das mit KI schwierig, meint Dominik. Seine Mini-Umfrage unter Musikfans und -freund*innen hat ein ähnlich zweigeteiltes Bild ergeben: echte Emotionen werde eine KI nicht ausdrücken können, meinen die einen. Und andere: Mit KI werde "krass viel möglich, wenn es genau auf mein Herzohr trifft, kann ich mir durchaus vorstellen, dass auch das mich berühren würde".

Geschichte hinter dem Song

Alle hätten Dominik aber auch erzählt, dass ein Song nie alleine stehe, sondern die Geschichte dahinter immer dazugehöre. Die Entstehungsgeschichte könne eine KI nicht liefern.

In dem Spannungsfeld sind zudem noch viele Fragen offen: Wem gehört die KI-Musik? Wer hat die Rechte daran?

Shownotes
Musik
Wie gut KI berührende Songs komponieren kann
vom 20. März 2023
Moderator: 
Till Haase
Gesprächspartner: 
Dominik Peters, Deutschlandfunk-Nova-Reporter