Häuser, in denen es spuken soll, gibt es nicht nur im Film. Damit ein Haus als Geisterhaus gilt, braucht es eine düstere Geschichte, an der sich weitere gruselige Geschichten entspinnen können. Es braucht scheinbare Belege, wie Sichtungen oder Stimmen - und Menschen, die sich von all dem überzeugen lassen.

Poltergeist, The Others, Hereditary: Es gibt unzählige Filme, die mit dem Motiv des Spukhauses arbeiten. Und auch jenseits der Leinwand gelten manche Häuser als Geisterhäuser. Immer wieder brechen Kids als Mutprobe in alte, verlassene Gebäude ein, weil es dort spuken soll. Wie aus einem Haus ein Geisterhaus wird, hat unsere Reporterin Hannah Rau interessiert. Um die Frage zu beantworten, ist sie in den Kölner Norden gefahren, wo da Haus Fühlingen steht. 

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Geister messen

Ein runtergekommenes Jahrhundertwendehaus. Zugemauerte Fenster, verbarrikadierte Türen, Ziegelsteine brechen aus den Mauern. Die Natur erobert sich die alte Villa zurück. Geisterjäger Tom Pedall war schon öfter hier - ausgerüstet mit Infrarotkamera, Tonband und Magnetfeldmessgerät. Damit könne er die Anwesenheit eines Geistes messen, wenn denn einer in der Nähe wäre, erklärt er. Tom Pedall glaubt an Geister. Er sucht Orte auf, an denen es spuken soll, Häuser mit einer düsteren Geschichte. Orte wie das Haus Fühlingen.

"Das misst elektromagnetische Felder. Es gibt die Theorie, dass, wenn Geister sich manifestieren oder wo vorhanden sind, es dann ein Magnetfeld gibt."
Geisterjäger Tom Pedall

Die Geschichte der Villa Fühling ist spooky

Erbaut 1884 auf einem mittelalterlichen Schlachtfeld diente das Anwesen in der Zeit des Nationalsozialismus als Schlaflager für Zwangsarbeiter. Die Gestapo erhängte dort den Polen Edward Margol ohne Gerichtsverfahren, weil ihm ein Verhältnis zur minderjährigen Tochter des Gutsbesitzers vorgeworfen wurde. Ein Stolperstein zeugt davon. Dass der Geist von Edward Margol heute noch das Landgut aufsucht, davon gibt es keine Zeugnisse. Nur Gerüchte. Die Nachkriegsgeschichte nährt sie: Zwei Selbstmorde haben sich in der Villa zugetragen. Sie sind aktenkundig. Um diese Todesfälle entspinnen sich unzählige Gruselgeschichten. 

Geisterjäger Tom Pedall glaubt allerdings nicht daran, dass es in der Villa am Fühlinger See spukt. Denn bisher konnte er keine Hinweise auf einen Spuk finden.

Geisterjäger Tom Pedall vor der Villa Fühling
© Deutschlandfunk Nova | Hannah Rau
Geisterjäger Tom Pedall vor der Villa Fühling

Hinweise auf einen Spuk wären so etwas wie unerklärbare Berührungen, Stimmen oder auch Sichtungen, erklärt Tom. Und so etwas gäbe es hier nicht, sagt der Geisterjäger. Die vorhandenen Fotos von angeblichen Erscheinungen in diesem Haus zeigten seiner Meinung nach nichts.

"Es gibt auch viele Fotos von Haus Fühlingen, wo angeblich Geister zu sehen sind, aber das sind in erster Linie Pixelbrei-Bilder."
Tom Pedall

Blitzlicht macht "Geisterflecken"

Die hellen, kreisrunden Flecken, die manche für Geisterflecken halten, haben natürliche Ursachen: Kleine Teilchen, die zwischen Kamera und Motiv in der Luft schweben und das Blitzlicht reflektieren. Erfahrene Geisterjäger wissen das. Sie vermeiden das Fotografieren mit Blitzlicht und statten sich mit teurem Gerät aus. Die Ausstattungen bezeichnet Bernd Harder von der "Gesellschaft zur wissenschaftlichen Untersuchung von Parawissenschaften" (GWUP) als "Techno-Mystizismus".

"Wir Skeptiker nennen das so ein bisschen Techno-Mystizismus."

Seiner Meinung nach stecke hinter der Aufrüstung der Messgeräte die Idee, dass sich damit irgendwann irgendetwas aufzeichnen oder messen ließe, das nur mit der Existenz eines Geistes erklärt werden könne.

Erwartungshaltung und Mythenbildung

Bringt ein Haus die richtige Geschichte mit, dann wird Dank solcher fadenscheiniger Beweise aus einem ganz normalen Haus irgendwann ein Spukhaus. Eine entscheidende Rolle bei der Mythenbildung spielt auch unsere Erwartungshaltung: Wer ein Haus im Glauben betritt, dass es dort spukt, der wird mit großer Wahrscheinlichkeit Dinge beobachten, die ihn gruseln lassen. Und ist die Mär erst einmal geboren, lässt sie sich kaum noch aus der Welt schaffen. Belegt sei diese These zur Erwartungshaltung durch einen wissenschaftlichen Versuch, erzählt Bernd Harder. Der belege, dass die Leute das glauben, was sie glauben wollen.

"Und da kann man den Leuten anschließend hundertmal sagen: 'Nein, wir haben das nur inszeniert und da ist eigentlich gar nichts.'"
​Bernd Harder, Pressesprecher der GWUP

Die Villa Fühling in Köln soll nun nach jahrelangem Leerstand saniert werden. Geplant sind Luxuswohnungen am See. Geisterjäger Tom Pedall würde hier sehr gerne einziehen. Schließlich ist die Lage toll - und an die Gruselgeschichten glaubt der Geisterjäger nicht.

Mehr zum Thema:

  • Zauberspruch-Sammlung | Die Geister, die ihr ruft  |   Harry Potter sollte über ein Aufbaustudium an der Uni Leipzig nachdenken. Dort wurde nämlich eine Schriftensammlung aus dem späten 17. Jahrhundert wiederentdeckt - voll mit Zaubersprüchen, Geisterbeschwörung und Höllenzwang.
  • Die Fox-Schwestern | Die ersten Geisterbeschwörer  |   Maggie und Kate Fox sind Teenager, als sie ihren Nachbarn glauben machen, sie könnten eine Verbindung zu Toten aufbauen. Sie konnten nicht ahnen, dass sie mit einer einfachen Täuschung den Beginn einer ganzen Spiritismus-Welle befördern. Mit ihren Tourneen verdienten sie viel Geld und erlangten Berühmtheit. Trotzdem stand am Ende ihres Lebens: ein Scheitern.
Shownotes
Mythenbildung
Wie aus einem Haus ein Geisterhaus wird
vom 19. Juli 2018
Moderator: 
Markus Dichmann
Autorin: 
Hannah Rau, Deutschlandfunk Nova