Wir freuen uns, wenn wir eine Einladung oder Glückwünsche bekommen. Aber manchmal klingt das Geschriebene fast zu perfekt. Und dann fragen wir uns: Hat das vielleicht eine KI geschrieben? Warum uns das enttäuschen kann und wie wir damit umgehen.
Ob es nun an Zeit, Kreativität, Lust oder Energie mangelt: Manchmal tun wir uns schwer damit, Familienmitgliedern oder Freundinnen und Freunden zum Geburtstag eine persönliche Karte zu schreiben oder andere Glückwünsche zu verfassen. Dank ChatGPT und Co. können wir uns inzwischen dabei helfen lassen.
Wie persönlich kann ein KI-Glückwunsch sein?
Auch Tim aus Köln nutzt KI-Tools – und zwar nicht nur für Texte, sondern auch beim Gestalten von Geburtstagseinladungen oder Geschenken. Dass eine KI ihn dabei unterstützt, findet er völlig in Ordnung: "Weil dahinter ja trotzdem meine Ideen und Visionen stecken, die ich so aber anders einfach nicht umgesetzt bekommen hätte, weil ich eben kein Photoshop-Pro bin oder mein eigenes Musikstudio zu Hause habe."
"Ich habe bei der Einladung für meinen Geburtstag zum Beispiel auch KI-Tools genutzt: Da wollte ich unbedingt, dass ein Pikachu eine fette Goldkette mit meinem Gesicht drauf trägt."
Angelina dagegen hält KI-Nutzung im persönlichen Austausch generell für unangemessen: "Wenn du keine Geburtstagswünsche für mich selber schreiben kannst und die nicht persönlich für mich verfassen kannst, dann sollte man überlegen, ob man wirklich miteinander befreundet ist."
"Völlig unpersönlich. Die KI kann ja gar nicht wissen, was wir für eine Bindung zueinander haben."
Für die einen ist es kreativer Support, andere finden es unpersönlich. Aber warum fühlen Menschen sich überhaupt ein Stück weit betrogen, wenn Texte nicht selbst verfasst sind?
War ich vielleicht nicht wichtig genug?
Der Psychologe und Paartherapeut Tobias Herrmann-Schwarz erklärt das so: Seiner Meinung nach sind Menschen in dem Moment enttäuscht, wenn sie merken, die andere Person hat es nicht selbstgemacht. "Wahrscheinlich ist der erste Gedanke: 'Ah okay, was sagt das jetzt über unsere Beziehung aus? War ich vielleicht nicht wichtig genug?'", so der Psychologe.
"Es entsteht das Gefühl, das kommt nicht wirklich von Herzen, von der Person selbst, sondern da hat noch so eine andere Ebene mit reingespielt und die Person ist nicht authentisch."
"Es geht also gar nicht darum, dass KI etwas qualitativ Schlechtes schreibt – im Gegenteil, oft klingt es echt gut", sagt Deutschlandfunk-Nova-Reporter Giovanni Fania. "Aber genau das macht es kompliziert: Wir erwarten von unseren Freundinnen und Freunden etwas Echtes, ein Stück Persönlichkeit. Da entsteht schnell ein Gefühl von Unehrlichkeit."
Authentizität: 0815-Karte oder persönlicher Touch?
Tobias Herrmann-Schwarz vergleicht es mit der Auswahl der Geburtstagskarte: "Hat die Person schnell die 0815-Karte gekauft und draufgeschrieben: Alles Gute! Oder wurden sich da wirklich Gedanken gemacht und etwas Persönliches ausgewählt?"
Der Psychologe rät dazu, sich mit Freunden und Freundinnen grundsätzlich darüber auszutauschen und zu hinterfragen, wie die Kommunikation untereinander generell aussehen soll.
