Neue Reaktoren, sauberer Strom: Es wird wieder über Atomkraftwerke zur Stromversorgung geredet. Nukleares Material lässt sich nicht recyceln, sagt Energieexperte Jürgen Döschner – und erklärt auch warum.

Vor neun Jahren hat ein Erdbeben in Japan eine Tsunamiwelle ausgelöst, die das Kernkraftwerk Fukushima Daiichi so beschädigte, dass es dort zu mehreren Kernschmelzen kam. Menschen und Natur wurden in bisher nicht absehbarem Ausmaß durch radioaktive Strahlung beeinträchtigt. Bei Föten und Säuglingen ist eine erhöhte Sterblichkeit nachweisbar.

Drei Monate später beschloss die Bundesregierung, dass 2022 der letzte deutsche Meiler vom Netz geht. Mittlerweile fordern manche aber, dass in Zukunft wieder Kernkraftwerke laufen sollen – auch in Deutschland.

Rainer Klute, vom Verein Nuklearia, etwa hebt hervor, dass Atomenergie mit geringem CO2-Aufwand produziert werden könne. Durch das Kernkraftwerksunglück in Fukushima sei niemand ums Leben gekommen. Außerdem spricht er im Zusammenhang mit der Verwendung von radioaktivem Material von Recycling.

Rainer Klute, Nuklearia e.V.
"Überspitzt gesagt, ist jede andere Form der Stromerzeugung gefährlicher als die Kernenergie."

Die Reaktoren sollen neu sein, besser sein und keinen nuklearen Müll produzieren, der für Jahrtausende und auch noch sicher gelagert werden muss. Jürgen Döschner widerspricht. Er ist Journalist und Energieexperte und sagt, dass alle jetzt als neu vermarkteten Atomreaktormodelle letztlich auf Technologien aus den 1950er und 1960er Jahren zurückgingen. Das gelte auch für den von Bill Gates propagierte Laufwellenreaktor. Wer darauf setze, werde viel Geld in den Sand setzen, vermutet Jürgen Döschner. Hier werde nur alter Wein in neuen Schläuchen verkauft.

"Ob das jetzt Brüter sind, Flüssigsalzreaktoren, Hochtemperaturreaktoren oder Small Modular Reaktoren. Die beruhen alle auf einer Technologie, die in den fünfziger oder sechziger Jahren entwickelt worden ist."
Jürgen Döschner, Journalist und Energieexperte

Jürgen Döschner lehnt den Ausdruck Recycling im Zusammenhang mit Atommüll ab. Er gaukele einen Kreislauf nur vor, den es nicht gebe. Bei allen Reaktortypen blieben Restprodukte, deren sichere Entsorgung ungeklärt sei.

"Atommüll zu recyceln, in dem Sinne, dass man das schadlos machte oder wieder komplett verwenden kann: Das gibt es nicht."
Jürgen Döschner, Journalist und Energieexperte

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Shownotes
Energieexperte über Stromversorgung
Comeback der Atomkraft? Keine gute Idee
vom 11. März 2020
Moderator: 
Ralph Günther
Gesprächspartner: 
Jürgen Döschner, Journalist und Energieexperte