Wann ist nach psychischen Problemen der beste Zeitpunkt, wieder ins Berufsleben einzusteigen? Das hängt stark von der Person selbst ab, sagt Psychotherapeut Christian Firus.
Menschen, die psychisch erkranken, zeigen auf drei Ebenen Anzeichen dafür, erklärt Christian Firus, er ist Oberarzt in einer Reha-Klinik:
- Körper
- Seele
- Mental
Der Körper schickt uns in dem Fall Signale wie Schmerzen, Herzrasen oder Atemnot. Seelisch fühlen wir uns erschöpft, ausgebrannt. Auch Schlaf- oder Appettitlosigkeit sind Zeichen. Mental sind wir überfordert oder können uns nicht mehr konzentrieren. "Wenn das an drei Tagen in der Woche auftritt, ist das ein Warnsignal, dann gilt es genauer draufzugucken", sagt Christian Firus.
Wenn dann aber die Belastung in eine psychische Erkrankung umschlägt, bleibt am Ende nur eine längere Auszeit und Behandlungsphase, bis sich die Betroffenen wieder erholt haben. Solche Menschen kommen beispielsweise in die Reha-Klinik zu Christian Firus.
Rückkehr nach psychischer Erkrankung individuell abhängig von Persönlichkeit
Wann dann der richtige Zeitpunkt für die Rückkehr in den Job gekommen ist, lasse sich allgemeingültig gar nicht feststellen, sagt der Oberarzt. Es hänge stark von den Betroffene selbst ab, ob sie sich nach einer Auszeit und Behandlungsphase wegen psychischer Probleme wieder in der Lage fühlen, in den Alltag zurückzukehren.
Ausschlaggebend sei auch die Persönlichkeit. Manche neigen dazu, Dinge aufzuschieben und zu vermeiden. Sie zögern die Rückkehr in das Alltagsleben eher hinaus. Diese Menschen gilt es zu ermutigen, sagt der Psychotherapeut. Andere seien eher enthusiastisch und wollten diesen Schritt zu früh wagen, sie müssten eher etwas gebremst werden, sagt Christian Firus.
Vorsorgen mit Stressabbau und Frühwarnzeichen erkennen
Damit wir erst gar vor der Frage stehen, wie wir wieder in unseren Alltag zurückfinden, sollten wir Frühwarnzeichen unseres Körpers wahrnehmen und beachten. Denn Dauerstress macht krank. Oft würden wir wie in einem Hamsterrad rasen, meint Christian Firus. Chronische Dauerbelastung und Stress seien die Themen unserer Zeit, die wir im Alltag viel stärker berücksichtigen sollten.
"Mit Stress leben wir seit Millionen von Jahren. Das ist nicht das Problem. Sondern mit dem chronischen Stress und dem Nicht-Mehr-Zur-Ruhe-Kommen haben wir ein Thema."
"Menschen brauchen immer wieder Rückzugsorte, Inseln, kleine Pausenzeiten, um zur Ruhe zu kommen", so der Psychotherapeut. Ein Ausstieg aus dem Hamsterrad könnten beispielsweise eine Reduzierung der Arbeitszeit, länger Pausenzeiten, mehr Schlaf oder Offline- beziehungsweise Handy-Zeiten bedeuten.
Wie wichtig es ist, auf die Frühwarnzeichen für psychische Belastung zu hören, zeigen auch die Zahlen der Kaufmännischen Krankenkasse. In 2023 haben sich bis August so viele Menschen aus psychischen Gründen krank gemeldet wie im gesamten letzten Jahr.
Du hast das Gefühl, dass du Hilfe benötigst?
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