Dieses Jahr fallen viele Geschenkideen für Weihnachten komplett weg: Konzertkarten, Gutscheine für Massagen oder Freizeitbäder, ein Essen im Lieblingsrestaurant oder ein Nähkurs – die Pandemie macht vieles unmöglich. Kurz vor Weihnachten die Geschäfte nach Last-Minute-Geschenken abzuklappern, ist dieses Jahr auch nicht drin. Muss es aber auch nicht – ein Blick in die eigenen Schränke und Schubladen könnte ausreichen.

Geschenke müssen nicht immer gekauft sein, auch Selbstgemachtes ist immer mehr im Trend. Aber wie sieht es mit gebrauchten Gegenständen aus, können wir auch die getrost unter den Weihnachtsbaum legen? Unsere Reporterin Britta Mersch findet: auf jeden Fall.

"Wir alle haben schöne Dinge zu Hause, die wir nicht gebrauchen. Wenn wir die verschenken, profitieren beide davon: der Beschenkte und der Schenkende."
Britta Mersch, Deutschlandfunk Nova

Denn in den meisten unserer Schränken, Kisten und Schubladen findet sich etwas, das wir nicht mehr benutzen, jemand anderem aber eine Freude machen könnte. Davon profitieren also alle, findet Britta Mersch.

Eine Winkekatze winkt.

Denn gebrauchte Gegenstände sind nicht nur ein nachhaltiges Geschenk, sehr oft sind sie auch origineller als das T-Shirt oder der Schal von der Stange. Noch ein Pluspunkt: Der Beschenkte kann nicht nachgucken, wie viel das Geschenk gekostet hat.

Alles was Freude macht, eignet sich

Gut, es sollte nicht der längst ausgeleierte Wollpulli oder die Strickjacke mit fehlendem Knopf sein, aber grundsätzlich gilt: Erlaubt ist, was Freude macht. Das kann ein schönes Konzertplakat sein, eine Mundharmonika, die nur noch rumliegt, ein zweiter Föhn oder ein Buch, das einem selbst viel Freude bereitet hat.

Falls ihr euch für Second-Hand-Geschenke entscheidet, seid ihr nicht allein: Inzwischen verschenkt jeder Dritte zu Weihnachten gebrauchte Gegenstände. Das hat das Marktforschungsinstitut Ipsos schon vor zwei Jahren herausgefunden.

"Ich habe mir Gedanken gemacht, was dem anderen gefallen könnte und würde keine Sachen verschenken, die beschädigt sind. Aber ansonsten war das bei mir noch nie der Fall, dass darüber gesprochen wurde, woher ich das habe oder ob das vorher schon jemand gebraucht hat."
Laura, bastelt Geschenke aus gebrauchten Gegenständen oder kauft Second-Hand

Laura aus Köln bastelt ihre Weihnachtsgeschenke aus gebrauchten Gegenständen oder kauft Second-Hand-Sachen und verschenkt sie. Sie kommentiert nicht groß, dass die Sachen nicht neu sind und bisher habe sich noch keiner der Beschenkten beschwert.

Stuhl
© table

Natürlich könnte der ein oder andere ein gebrauchtes Geschenk auch anstößig finden, meint dagegen Britta Mersch. Da müsse die schenkende Person in Einzelfällen abwägen, mit wem sie es zu tun hat.

Ressourcen sparen passt zum Zeitgeist

Viele aber dürften solche Geschenke wertschätzen. Denn der Trend zu mehr Nachhaltigkeit sorgt auch dafür, dass Second-Hand-Geschenke mehr akzeptiert werden. In der Altersgruppe der 16- bis 29-Jährigen hat sogar jeder Zweite schon einen gebrauchten Gegenstand verschenkt.

"Es gibt die sogenannten Megatrends. Dazu zählen heute zum Beispiel Nachhaltigkeit oder Digitalisierung. Das manifestiert sich auch in sehr vielen alltäglichen Verhaltensweisen."
Julia Pitters, Psychologin

Nachhaltigkeit liegt im Trend - trotzdem kaufen wir natürlich noch viele neue Sachen. Aber auch dabei können wir darauf achten, etwas mit hoher Qualität zu kaufen, sagt Britta Mersch. So kann es auch später noch in andere Hände gegeben und möglichst lange genutzt werden.

Shownotes
Nachhaltige Weihnachten
Second-Hand-Geschenke: Neu muss nicht immer besser sein
vom 14. Dezember 2020
Moderator: 
Paulus Müller
Gesprächspartnerin: 
Britta Mersch, Deutschlandfunk Nova