Wir hetzen vom Bus zur Metro, hängen an Haltestellen fest und schlängeln uns auf E-Rollern durch zu enge Schneisen. Verkehr stresst. Das weiß auch die Europäische Umweltagentur und hat jetzt einen Bericht vorgelegt. Aus dem geht hervor: die Zukunft ruft nach grün.

Verkehr ist uns wichtig. Nachhaltigkeit aber auch. Nur wie bekommen wir beide zusammen? Die Europäische Umweltagentur hat sich darüber Gedanken gemacht und einen Umwelt- und Transportbericht ausgearbeitet. An umweltfreundlichen Fahrzeugen und Diensten mangelt es uns darin offenbar nicht. Und doch ist das Auto noch immer das meistgenutzte Verkehrsmittel in Deutschland. Wie kommt das? Und warum fällt es uns eigentlich so schwer zu Laufen, den Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) zu nutzen oder auf das Rad umzusatteln?

Gemütlichkeit versus Warterei

Viele kennen das: Zum Einkauf im Bezirk schnell hinter das Lenkrad setzen, anstatt sich in den überfüllten Bus zu quetschen. Selbst bei Kurzstrecken entscheiden wir uns gern für das bequeme Auto. Das hat nicht nur mit Gemütlichkeit zu tun, sondern auch mit unserer getäuschten Wahrnehmung. Studien belegen, dass uns eine Minute an der Haltestelle drei bis fünf Mal so lang vorkommt wie eine Minute, die wir im Auto absitzen. Egal ob die Bahn verspätet ist oder ob wir selbst die Zeit vertrödelt haben, wer zu Bus oder Bahn rennen muss, ist schnell genervt. Das Auto scheint wie das letzte Vehikel, in dem wir über Zeit und Raum selbst entscheiden können. Wie lässt sich das ändern?

Vom ersten bis zum letzten Kilometer - am besten möglichst kurz

Während E-Scooter die Umwelt schonen sollen, landen sie zum Teil im Gebüsch deutscher Großstädte und werden bei Nacht von großen Dieselfahrzeugen eingesammelt. Carsharing à la Freefloater-Konzept wie Car2go verringern derweil kaum Staus, da sie überwiegend von einzelnen Personen genutzt werden, erklärt Deutschlandfunk-Nova-Reporter Matthias Wurms.

"Der Verkehr muss bündeln. Das heißt viele Menschen müssen in den selben Zug."
Matthias Wurms, Deutschlandfunk-Nova-Reporter

Laut der Umweltagentur liegen uns vor allem die ersten und letzten Kilometer unserer Verkehrswege am Herzen. Also die Strecke, die wir etwa von zu Hause bis zur Bushaltestelle oder vom Hauptbahnhof bis zur Wohnungstür eines Freundes zurücklegen. Hier braucht es kurze und Wege und Wartezeiten.

Erreicht werden könnte das mit mehr Haltestellen und einer engeren Fahr-Taktung. Wichtig sei zudem eine schöne Infrastruktur, die uns zum Spazierengehen animiert. Gleichzeitig zeigt die Verdopplung der Nutzung von Schnellzügen zwischen 2000 und 2016, dass Menschen dazu bereit sind, Geld für attraktive Verkehrsangebote zu zahlen.

Bahnfahren, Radeln, Laufen

Es braucht eine ganzheitliche Lösung. Dass Verkehr nicht nur nachhaltig gedacht, sondern auch in die Tat umgesetzt werden kann, machen andere europäische Städte längst vor. So steuern gegenwärtig etwa Paris, Utrecht oder Sevilla durch ein breiteres Metro-Angebot und mehr Fahrrad-Nutzung auf eine grünere Zukunft zu.

Übrigens: Noch stärker einschränken könnten sich Autofahrten in Zukunft durch die fortschreitende Digitalisierung, Homeoffice, oder den 3D-Druck in den eigenen vier Wänden. Wer stattdessen aber regelmäßig die Beine in die Hand nimmt, tut nicht nur der Umwelt gut. Neben weniger Autounfällen, kann unserer Gesundheit etwas mehr Bewegung an frischer Luft gut vertragen.

Shownotes
Nachhaltiger Verkehr
Mobilität: Wir brauchen kurze schöne Wege
vom 03. Februar 2020
Moderatorin: 
Steffi Orbach
Gesprächspartner: 
Matthias Wurms, Deutschlandfunk-Nova-Reporter