Lärm ist für jeden anders. Der eine kann das schreiende Baby nicht ertragen, die andere wird wahnsinnig, weil die Amsel vor dem Fenster singt. Ein tropfender Wasserhahn, ein tickender Wecker, Fingerknacken - jedes Geräusch, egal wie leise, können wir als Lärm empfinden. Selbst die absolute Stille der Wüste kann zum Tosen im Kopf werden.
Wann ein Geräusch zum Lärm wird, hängt davon ab, wie es uns geht. Was wir gerade so machen und - vor allem -, ob wir Sympathie und Verständnis für die Geräuschquelle haben. Oder eben nicht.
"Unser Körper reagiert auf manche Geräusche oft, als ginge es um Leben und Tod."
Vor allem der Krach der Nachbarn kann nerven oder eben auch nicht. Wenn ich weiß, dass die Opernsängerin in der Nachbarwohnung nur zu bestimmten Zeiten übt und dann auch wieder aufhört, kann ich ihren Gesang vielleicht sogar genießen. Kommen die Arien überraschend und unerwartet, dann nerven sie und werden in meinem Kopf zu bloßem Lärm.
"Jedes beliebige Geräusch kann als Lärm empfunden werden. Die Lautstärke spielt keine Rolle."
Die Journalistin und Autorin Sieglinde Geisel erzählt in ihrem Vortrag, warum es keine einfache Definition von Lärm gibt. Unsere soziale Umgebung, unsere eigene Verfassung, unsere kulturelle Prägung: Das alles sind Faktoren, die den Schall, der auf unser Trommelfell trifft, zu Lärm werden lassen (können). Geisel hat ihren Vortrag am 30. Januar 2015 im Einstein Forum in Potsdam auf der Tagung "Unerhört!" gehalten. Der Titel ihres Vortrags lautete "Lärm entsteht im Kopf".
Über die Stille gibt es mehr in der Redaktionskonferenz "Vollkommene Stille gibt es nicht". Bei Schaum oder Haase geht es um "Stress im Großraumbüro", auch eine schöne Lärm-Kulisse. Hochsensible Menschen kämpfen auch gegen Lärm: "Jetzt muss ich meinen Weg gehen" im Grünstreifen.