Muhab Alami gehört das "Hostel in Ramallah". Jeden Freitag bietet er Gästen eine Tour in das palästinensische Dorf Bil’in an. Damit möchte er ein Bewusstsein für den Nahostkonflikt schaffen. Viele Touristen finden das spannend.
Muhab Alami, genannt Bubu, bringt seine Gäste jeden Freitag auf einer Tour in das kleine palästinensische Dorf Bil'in. Die Bewohner dieses Ortes protestieren schon seit elf Jahren gegen die Mauer, die Israel quer durch das Westjordanland gebaut hat. Durch die Demos ist das Dorf bekannt geworden. Hunderte Palästinenser haben sich hier schon zusammengefunden, um zu protestieren.
"Wir machen das, weil wir Bewusstsein schaffen wollen. Warum? Weil wir Druck ausüben wollen, gegen die Besatzung. Wir wollen ein besseres Leben haben, ein friedvolles Leben."
Ein Gefühl wie in einem Western
Das israelische Militär IDF und die Dorfbewohner stehen sich hier gegenüber. Wie in einem Western fühlt sich das an, berichtet DRadio-Wissen-Autorin Maria Wölfle, die die Tour mitgemacht hat. Es herrscht absolute Stille und alle warten darauf, dass die ersten Gummigeschosse abgefeuert werden oder Tränengas gesprüht wird. Darauf ist die Amerikanerin Hannah vorbereitet und schützt sich vorsorglich mit einer Gasmaske.
"Ich bin schon ein bisschen nervös, auf jeden Fall. Da sollte man schon vorsichtig sein. Die Gefahr ist da. Das sollte man auf jeden Fall realisieren."
Der Nahostkonflikt als Touristenattraktion
Touristen, die sich einen Kick dabei holen, auf eine Schießerei mit Gummigeschossen und Tränengas zu warten. Das wirkt befremdlich auf DRadio-Wissen-Autorin Maria. Muhab Alami, der Veranstalter dieser Touren, findet es aber in Ordnung, wenn ein Tourist ein Selfie mit dem Konfliktschauplatz im Hintergrund schießt.
Er möchte, dass die Touristen den Konflikt in die Welt hinaus tragen: Mit ihren Bildern und mit den Gesprächen, die sie mit ihren Freunden später darüber führen. Außerdem hofft er, dass die Anwesenheit der Reisenden, die israelischen Soldaten davon abhält, auf die Palästinenser zu schießen. An dem Tag, als unsere Reporterin dabei ist, geht Muhabs Plan auch auf.
"Man hört meistens nur Meinungen und dann dieselbe Version von derselben Geschichte. Und ist es einfach schön, das mit eigenen Augen gesehen zu haben und dann entsprechend einen Reality Check zu machen."