Tuberkulose ist eine der häufigsten Krankheiten, die Nathalie Rans in Indien begegnet. Die Kinderärztin verzichtet seit sieben Jahren auf ihren Urlaub, um mit der deutschen Organisation German Doctors nach Kalkutta zu reisen und dort den Menschen zu helfen.
Ihr erster Einsatz war der schlimmste. Damals ging der Flug am ersten Weihnachtstag. Als sie in Kalkutta ankam, war es dunkel und kalt, die Unterkunft eine Baracke in den Slums - hygienisch mindestens bedenklich: Sie bekam die übliche Bronchitis und Durchfall.
"Die ersten Tage habe ich gedacht: Was mache ich hier?"
Erst in der zweiten Woche hatte sie sich akklimatisiert und auch den Blick für die schönen Seiten des Landes gewonnen - und für die Menschen.
Nathalie Rans ist Kinderärztin. Sie sagt, dass sie Ärztin geworden ist, um anderen zu helfen. Der Wunsch, ins Ausland zu gehen, wurde früh geboren. In Kalkutta behandelt sie Magen-Darm- und Atemwegsinfekte, Kinderkrankheiten, die wir in Deutschland nicht mehr haben, Wurmerkrankungen, aber auch Lepra und Tuberkulose.
Die Erfahrungen in Kalkutta verändern den Blick als Ärztin
Früh am Morgen fährt sie mit einem sechsköpfigen Team in die Slums. Im Gepäck sind große Koffer mit Medikamenten, Impfungen und Verbandsmaterial. Wenn sie ankommen, warten schon meterlange Schlangen von Menschen auf sie. Unterteilt in Frauen mit Kindern, Frauen und Männer. Manchmal sind es so viele, dass nicht alle drankommen können. Dann ist das Gedränge groß und Übersetzer versuchen, mit Megaphonen für Ruhe zu sorgen.
"Die Familien sind arm. Die Männer sind krank, haben Tuberkulose, fahren aber noch Rikscha, um Geld nach Hause zu bringen. Das geht mir sehr nahe."
Die Erfahrungen in Kalkutta verändern natürlich auch den Blick auf die Arbeit hier in Deutschland, sagt sie. "Da denkt man sich schon, dass so manches Zimperlein vielleicht gar nicht so schlimm ist und eine halbe Stunde warten auch nicht. Aber das denkt man nur und äußert es nicht", sagt sie über ihre Arbeit in Deutschland. In Indien ist es anders.
"Die Menschen haben große Schmerzen, aber sie lächeln dich an. Sie sind dankbar für die Hilfe. Das gibt mir sehr viel."
Nathalie Rans fährt seit sieben Jahren jedes Jahr mit German Doctors nach Kalkutta. Wenn es nach Hause geht, ist sie traurig, sagt sie. Der Gedanke, ganz dort zu bleiben, ist immer mal wieder da. Vorstellen könnte sie es sich. Weil sie das Land so liebt. Und die Menschen.