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Wer Geld spart, soll dafür nicht bestraft werden, sagte Bayerns Ministerpräsident Markus Söder Anfang dieser Woche. Denn: Haben wir zu viel Geld auf unserem Konto, können uns Banken dafür Zinsen berechnen – die Negativzinsen.

Geld sparen und dafür Zinsen von der Bank bekommen – das war einmal. Beim Blick auf den Kontoauszug fällt auf, dass wir schon seit langer Zeit so gut wie keine Zinsen mehr für unser angesammeltes Kontoguthaben bekommen.

Manche Banken gehen noch weiter und berechnen uns sogar Zinsen, wenn wir einen bestimmten Sparbetrag überschreiten: die Negativzinsen. Oft werden Negativzinsen auch Verwahrgeld genannt.

"Negativzinsen sind Zusatzkosten für die Banken. Nach Schätzungen des Bankenverbands sind das zwei Milliarden Euro im Jahr."
Eva Bahner, Dlf-Wirtschaftredaktion

Zurückzuführen ist das auf die Europäische Zentralbank (EZB). Die berechnet unseren Banken nämlich ebenfalls Negativzinsen, wenn sie übergebliebenes Geld bei der EZB aufbewahren. Ähnlich wie bei uns hat die EZB den Banken in der Vergangenheit Zinsen gutgeschrieben: Seit fünf Jahren müssen die Banken für die Geldaufbewahrung allerdings bezahlen – die Negativzinsen. 0,5 Prozent sind das aktuell, in Zukunft sollen die noch steigen.

Um nicht auf den Kosten sitzen zu bleiben, geben die Banken die Minuszinsen an uns weiter: Sie berechnen uns also bis zu 0,5 Prozent Negativzinsen, wenn wir Geld auf unserem Konto ansparen.

"Sie können zwar überschüssiges Geld, mit dem sie gerade nicht arbeiten, auch im Safe lagern, aber das kostet natürlich auch."
Eva Bahner aus der Dlf-Wirtschaftredaktion

Warum lagern die Banken das überschüssige Geld bei der EZB? Es gibt keine bessere Möglichkeit, sagt der Bankenverband. Alternativ könnten die Banken größere Schließfächer für das Geld anschaffen, was ebenfalls nicht günstig sei.

Ab welcher Sparsumme die Minuszinsen fällig sind, steht in den Geschäftsbedingungen eurer Bank. Bisher waren Negativzinsen vor allem für Unternehmen oder Privatkunden relevant, die Hunderttausende Euro auf ihrem Konto hatten.

Negativzinsen schon ab dem ersten Euro

Bei der bayrischen Volks- und Raiffeisenbank Fürstenfeldbruck müssen Neukunden jetzt auch ab dem ersten Euro, Negativzinsen an die Bank abgeben. Damit ist sie die erste Bank in Deutschland, die auch schon Kleinsparer Minuszinsen berechnet. Langjährige Kunden betrifft das vermutlich erst mal nicht, weil die bestehenden Geschäftsbedingungen nicht so einfach geändert werden können, sagt Eva Bahner aus der Dlf-Wirtschaftredaktion.

Die Banken könnten die Negativzinsen allerdings auch über die Kontoführungsgebühren umlegen und über diesen Weg Einnahmeverluste durch Negativzinsen ausgleichen. Das passiert auch schon seit Jahren, erklärt Eva Bahner.

Bayerns Ministerpräsident Markus Söder fordert daher jetzt: Der Staat soll die Negativzinsen übernehmen. Mit diesem Vorstoß möchte er die Kleinsparer entlasten. Finanzminister Olaf Scholz betont hingegen, dass die Negativzinsen kein Massenphänomen seien.

Negativzinsen: Sie sollten der Wirtschaft helfen und werden jetzt zum Ärgernis

Die EZB hat die Negativzinsen 2014 ursprünglich eingeführt, damit die Banken mehr Kredite an Unternehmen vergeben – statt das überschüssige Geld zu lagern. Die Unternehmen und Privatleute sollten so wiederum die Wirtschaft ankurbeln. Aktuell sind die Erträge für Banken aus Kreditzinsen so niedrig, dass sie kaum Geld damit verdienen. Also geben sie die Negativzinsen an den Endverbraucher weiter.

Shownotes
Negativzinsen
Wir bezahlen Geld, wenn wir zu viel sparen
vom 22. November 2019
Moderator: 
Till Haase
Gesprächspartnerin: 
Eva Bahner, Dlf-Wirtschaftredaktion