Georgiens ist netztechnisch von Russland abhängig – indirekt ist das auch die EU. Ein Kabelprojekt durch das Schwarze Meer soll das ändern. Offiziell sind die Pläne noch nicht.

Ein neues Glasfaserkabel durch das Schwarze Meer soll die europäische Datenverbindung nach Asien über Georgien beschleunigen. Zugleich wird das Kabel abseits von russischem Gebiet verlaufen und ist damit russischer Kontrolle entzogen, heißt es in einem unbestätigten Bericht (Stand 15.05.2023). Die Europäische Kommission wolle damit gezielt die Abhängigkeit der Region von russischer Netzinfrastruktur verringern.

Derzeit verläuft ein Teil der Kabel auf dem Landweg über russisches Gebiet. Seit dem Ukraine-Krieg stehe allgemein die Frage im Raum, wie sicher und zuverlässig bestehende Glasfaserkabel sind, die auf dem Landweg durch Russland laufen.

Netzverbindung mit Georgien

Insgesamt soll das Projekt rund 45 Millionen Euro kosten. Die Europäische Investitionsbank will davon offenbar 20 Millionen übernehmen. Das Kabel soll rund 1100 km lang sein und die EU-Mitgliedstaaten über internationale Gewässer im Schwarzen Meer mit Georgien verbinden.

"Dieses Kabel ist strategisch wichtig. Es geht darum, die Netzverbindung von Europa Richtung Asien weniger von den bestehenden Netzleitungen abhängig zu machen."
Martina Schulte, Deutschlandfunk-Nova-Netzreporterin

Der Europaabgeordnete Reinhard Bütikofer (Grüne/EFA) hat darauf hingewiesen, dass Russland bereit sei, gezielt auf sensible Infrastrukturen zu zielen. Im Schwarzen Meer sind bislang allerdings in jüngerer Zeit keine russischen Sabotageakte dokumentiert. Im Jahr 2022 hatte es einige ungeklärte Angriffe auf Datenleitungen gegeben.

Im Fernen Osten hat China gerade einige Projekte zur Verlegung und Wartung von Unterwasser-Internetkabeln durch das Südchinesische Meer behindert. Peking versucht, auch wegen der Taiwanfrage, mehr Kontrolle über die Netzinfrastruktur zu erlangen.

Weitere Kabelprojekte geplant

Im Schwarzen Meer gibt es noch ein weiteres Seekabelprojekt. Vodafone prüft die Verlegung eines weiteren Kabels, das künftig die Ukraine mit Bulgarien, der Türkei und Georgien verbinden soll. Die Kabelverbindung soll dann auf dem Landweg weiter nach Armenien, Kasachstan und nach Asien führen.

Und noch ein Kabelprojekt ist auf europäischer Seite in Planung: Ein Untersee-Stromkabel soll grünen Strom aus Aserbaidschan nach Europa leiten - unter anderem von Windkraftanlagen im Kaspischen Meer.

"Aserbaidschan hat angekündigt, eine Milliarde US-Dollar in den Ausbau erneuerbarer Energiequellen zu stecken: Photovoltaikanlagen und dazu noch Windanlagen im Kaspischen Meer."
Martina Schulte, Deutschlandfunk-Nova-Netzreporterin
Shownotes
Netzinfrastruktur ohne Russland
Ein Internet-Unterseekabel für Georgien und Europa
vom 15. Mai 2023
Moderation: 
Till Haase
Gesprächspartnerin: 
Martina Schulte, Deutschlandfunk-Nova-Netzreporterin