Sars-CoV-2 wurde in Wuhan in China entdeckt. Wo genau die ersten Menschen mit dem Virus in Kontakt kamen und von welchem Tier es stammt, das bleibt jedoch weiter unklar.

Am 11. März 2020 erklärte die Weltgesundheitsorganisation Covid-19 zur Pandemie. Inzwischen hat sich das neue Coronavirus auf der ganzen Welt verbreitet, die ersten Menschen werden auch schon geimpft. Aber immer noch ist der Ursprung des neuen Erregers nicht gefunden.

Christina Sartori, Medizinjournalistin, sagt, man wisse nicht genau, ob das Virus tatsächlich in Wuhan auf einem Tiermarkt zum ersten Mal auf den Menschen übergesprungen sei. "Das ist wahrscheinlich wo anders geschehen, in der Nähe", erklärt sie. Der erste bestätigte Fall jedenfalls, von dem wir heute wissen, datiert vom 1.12.2019

Dezember 2019: Ein chinesischer Arzt warnt vor einem neuen Virus

Ein chinesischer Arzt, der in Wuhan zuerst auf eine mysteriöse Lungenkrankheit hinwies, meldete das Ende Dezember den lokalen Behörden. Allerdings wurde er daraufhin eingeschüchtert, sagt Christina Sartori. Die Polizei habe ihm gesagt, er solle aufhören, darüber zu reden. Erst am 31. Dezember hat dann China der Weltgesundheitsorganisation gemeldet, dass es ein paar sonderbare Fälle gäbe. In dem Zusammenhang hieß es aber auch: Das Virus sei nicht von Mensch zu Mensch ansteckend.

China wird dafür – bis heute – kritisiert, dass es Informationen zurückgehalten hat. Insgesamt dauerte es mehrere Wochen, bis es ein internationales Expertenteam der Weltgesundheitsorganisation ins Land ließ, um zu untersuchen: Was ist da los? Woher kommt das Virus?

"Leider haben unabhängige Experten immer noch keinen freien Zutritt zu den Materialien, beziehungsweise manche Proben vom Anfang der Pandemie sind wohl verschwunden."
Christina Sartori, Medizinjournalistin

Weil China die Aufklärung der Pandemie durch unabhängige Experten erschwerte und Proben offenbar verschwunden seien, mache das die Rückverfolgung schwer. Wir wissen immer noch nicht sicher, wo genau und von welchem Tier das Virus auf den Menschen übersprang, sagt Christina Sartori.

Zuletzt gab es auch Meldungen, das Virus stamme aus Italien. Der deutsche Virologe Alexander Kekulé hatte sich dazu geäußert. Doch dabei handele es sich um ein Missverständnis, sagt die Medizinjournalistin, das habe Kekulé auch noch einmal erklärt. Auch er gehe davon aus, dass das Virus zuerst in China aufgetreten sei - und von dort kam es nach Europa.

Genetische Analysen ermöglichen Rückschlüsse auf Verbreitung

Der Hintergrund zu dem Missverständnis: Das Virus verändert sich. Anhand genetischer Analysen lässt sich feststellen, wie es sich verbreitet.

Der Virologe Alexander Kekulé hatte gesagt, dass die genetischen Analysen zeigen, dass die Variante von Sars-CoV-2, die sich Anfang des Jahres in Italien verbreitet hat, die Variante sei, die anschließend weltweit Verbreitung fand. Dennoch liege auch der Ursprung dieser Variante sehr wahrscheinlich in China.

"So ein Virus entsteht"

Die Medizinjournalistin sagt, man könne keinem Land die Schuld dafür geben, dass das Virus ausgebrochen sei. So etwas könne an vielen Orten passieren: "So ein Virus entsteht." Aber die Informationspolitik Chinas, die könne man schon kritisieren. Andererseits: China habe mit der weitreichenden Quarantäne der Stadt Wuhan dem Rest der Welt auch einen kleinen Zeit-Puffer verschafft.

"Man kann sagen: China hat am Anfang vertuscht, und das war ein großer Fehler, dadurch ging Zeit verloren. Andererseits hat China durch die extrem harte Quarantäne um Wuhan herum der ganzen Welt Zeit verschafft, das muss man auch mal sehen."
Christina Sartori, Medizinjournalistin

Die Frage nach der Herkunft von Sars-CoV-2 ist weiterhin eine Forschungsaufgabe - und deswegen relevant, weil es Rückschlüsse darauf zulässt, wie und warum das neue Virus entstand, und wie schnell es sich verbreitet. Nicht zuletzt hängt daran auch eine Antwort auf die Frage, ob sich in derselben Umgebung weitere gefährliche Viren entwickeln könnten.

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Shownotes
Sars-CoV-2
Warum die Suche nach dem Ursprung des Virus so wichtig ist
vom 11. Dezember 2020
Moderator: 
Ralph Günther
Gesprächspartnerin: 
Christina Sartori, Medizinjournalistin