Iris-Scans und Fingerprints sind von gestern. Die Zukunft der Hochssicherheitstechnik liegt im Gehirn, denn auch das liefert eine Art einmaliger Fingerabdruck: den Brainprint.

Forscher der Universität Binghamton im US-Bundesstaat New York arbeiten an einem Zugangskontrollsystem, das uns an den Hirnströmen erkennt. Sie folgen der Annahme, dass der Gehirnabdruck so speziell und komplex ist, dass er ungeahnte Sicherheit verspricht. Die Idee: statt ein Passwort einzutippen oder Körperteile zu scannen, könnten Hirnströme unsere Log-in-Daten sein.

Am Hirnstrom erkannt

Für den Brainprint werden per Elektroenzephalografie, kurz EEG, Gehirnströme auf den Computer übertragen. Auf diese Weise können die Reaktionen des Hirns auf bestimmte Reize visualisiert werden. Diese Reize können zum Beispiel Bilder sein, Landschaften, Tiere oder ein Foto von den Eltern. In die Hirnreaktion fließen ganz individuelle Erfahrungen, Emotionen und Bezüge ein, das macht sie unverwechselbar. Der Brainprint ist quasi eine Aufnahme vom Zustand des Hirns, während man sich bestimmte Bilder anschaut.

Lehrstuhl für Flugsystemdynamik: Ein junger Mann mit Elektroden einer EEG-Kappe auf dem Kopf
© Michael Schöner| Universität Würzburg | dpa
In der Neuroforschung werden Fortschritte gemacht: erforscht wird zum Beispiel wie sich Flugzeuge per Hirnwellen steuern lassen, oder Menschen mit Behinderungen technische Geräte oder Prothesen bedienen können.

In der Untersuchung der Universität Binghamton wurden den Probanden 74 Akronyme, also aus Buchstaben zusammengesetzte Abkürzungen, gezeigt. So etwas wie "DVD" oder "FBI". Jeder der Probanden reagierte gemäß seines Wissens und seiner Erfahrung unterschiedlich auf die Worte. Mit zu 94-prozentiger Sicherheit erkannte der Computer die Probanden allein an den Gehirnwellen.

Passwort-Aktualisierung fürs Hirn

Außerdem geht die Methode über rein genetische Merkmale hinaus, auch Zwillinge haben nicht den gleichen Brainprint. Genauso ist der Brainprint anpassbar und erneuerbar. Sollten doch einmal biometrische Daten gestohlen werden, hat der Brainprint einen Vorteil. Im Gegensatz zu Iris-Scan und Fingerabdruck lassen sich mit neuen Bildern auch neue Gehirnabdrücke generieren. Der abgehackte Finger hingegen lässt sich nicht reproduzieren. Einer Sache kann man so übrigens nicht entgehen: Der Passwort-Aktualisierung. Denn der Brainprint verändert sich mit den gemachten Erfahrungen, deshalb muss man auch hier regelmäßig updaten.

Shownotes
Brainprint als Sicherheitssystem
Passwort: Hirn
vom 10. Juli 2015
Moderatorin: 
Steffi Orbach
Gesprächspartner: 
Thomas Reintjes